IAU fordert Astronomie als Schulfach
von
Stefan Deiters astronews.com
13. November 2009
Es gibt vermutlich wenige Schüler, die von der Astronomie
nicht begeistert sind: Der Blick in die Sterne, die Suche nach dem Platz der
Erde in einem unvorstellbar großen Universum und die lange Geschichte der
astronomischen Forschung in ganz unterschiedlichen Kulturen bietet einen wohl
einmaligen interdisziplinären Zugang zu den aktuellen Naturwissenschaften.
Trotzdem findet Astronomie an deutschen Schulen kaum oder überhaupt nicht statt.
Eine Initiative will dies nun ändern.
Astronomie ist gegenwärtig nur noch in drei Bundesländern
Pflichtfach in der Schule.
Foto:
Lutz Clausnitzer |
Auf der ganzen Welt wird 2009 das "Internationale Jahr der Astronomie"
begangen. Eines der wichtigsten Ziele der Organisatoren ist es, möglichst
vielen Menschen einen Blick durch ein Teleskop zu ermöglichen, ihnen so die
Augen für die Schönheiten des Universums zu eröffnen und ein Gefühl für die
Bedeutung der Astronomie für unsere Kultur, Gesellschaft und für die
Wissenschaft zu vermitteln.
Dabei treffen die Astronomen, die sich in der Öffentlichkeitsarbeit
engagieren, meist auf ein begeisterungsfähiges Publikum, das dankbar jede
Gelegenheit ergreift, mehr über die Geheimnisse des Universums zu erfahren. Damit
wäre Astronomie ein ideales Fach, um beispielsweise auch Schüler für
naturwissenschaftliche Forschung zu begeistern. In dieser Woche fand daher im
Rahmen des Astronomiejahres die Woche der Schulastronomie statt, in der diese
These wieder einmal bestätigt wurde: Schon ab dem Grundschulalter nehmen
Schülerinnen und Schüler mit Begeisterung astronomische Unterrichtsinhalte auf
und sind so vielleicht eher bereit, sich später auch mit den oft unbeliebten
Fächern wie Mathematik oder Physik zu beschäftigen.
Die aktuelle Initiative für eine bundesweite Einführung eines Pflichtfaches
Astronomie - gedacht ist an zwei Wochenstunden im letzten Jahr der Mittelstufe -
geht auf eine Bewegung zurück, die sich anlässlich der Abschaffung des Astronomieunterrichts in Sachsen im Jahr 2007
gegründet hatte. Vor allem in den
ostdeutschen Bundesländern hat die Astronomie als Unterrichtsfach eine lange
Tradition, an die die Initiatoren nun anknüpfen wollen.
"Ein Schulfach Astronomie kann viele Probleme des Schulalltags lösen", ist
sich Dr. Andreas Müller, Astrophysiker am Exzellenzcluster Universe der TU
München sicher. "Mithilfe der Astronomie kann man wieder die Begeisterung für
Schule und Natur wecken. Außerdem beklagen sich Schüler und Lehrer über zu viel
und zu schnelles Lernen. Ein interdisziplinäres Schulfach Astronomie kann es
leisten, Wissen wieder kompakt und effizient zu vermitteln. Ganz umsonst erhält
der Schüler schließlich ein globales Verständnis unserer komplexen Welt."
Um der Forderung nach einem Schulfach Astronomie mehr Gewicht zu verleihen,
haben sich nun 275 Organisationen und Einzelpersonen in einem Offenen Brief an
die Politik gewandt. Die Liste der Unterstützer ist eindrucksvoll: Zu den
Unterzeichnern des Briefs gehören die Internationale Astronomische Union (IAU),
die Europäische Astronomische Gesellschaft (EAS), der Deutsche Kulturrat und der
Rat Deutscher Planetarien. Unter den Einzelpersonen befinden sich
Institutsdirektoren, Professoren sowie Wissenschaftler unterschiedlicher
Fachrichtungen, deutsche Astronauten, Wissenschaftsmanager und –kommunikatoren
sowie Didaktiker, Schulleiter und Lehrer.
Mit ihrem Brief wollen die Initiatoren, so eine Pressemitteilung, eine
"spannende Diskussion" um das Schulfach Astronomie anstoßen. Dieses biete "eine
hervorragende Chance für ein modernes Bildungskonzept, das dem enormen
Wissenszuwachs mit einem interdisziplinären, schlanken Ansatz begegnet – zum
Wohle unserer modernen Informationsgesellschaft."
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