Neuer Blick auf Schwarzes Loch-Duo
von Stefan Deiters astronews.com
16. Oktober 2009
Die NASA hat ein neues Bild der Galaxie NGC 6240
veröffentlicht, das aktuelle Beobachtungsdaten des NASA-Röntgenteleskops
Chandra enthält. In der rund 400 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie
umrunden sich zwei supermassereiche Schwarze Löcher, die vermutlich in zehn bis
100 Millionen Jahren zu einem noch größeren Schwarzen Loch verschmelzen werden.
Die Galaxie NGC 6240.
Bild: NASA / CXC / MIT / C. Canizares,
M.Nowak (Röntgen), NASA / STScI optisch) [Großansicht] |
Das jetzt veröffentlichte Bild zeigt die Galaxie NGC 6240 in einer
2008 veröffentlichten Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble, die um
Beobachtungsdaten des NASA-Röntgenteleskops Chandra (dargestellt in
rot, orange und gelb) ergänzt wurde. Im Jahr 2002 hatte man anhand von
Chandra-Daten entdeckt, dass in NGC 6240 gerade zwei Schwarze Löcher "kurz"
vor der Verschmelzung stehen und nur noch 3.000 Lichtjahre voneinander entfernt
sind (astronews.com berichtete). Ihre Position ist auf dem Bild anhand der zwei hellen Punkte im
Zentrum zu erkennen.
Wissenschaftler vermuten, dass die beiden Schwarzen Löcher gerade dabei sind,
sich auf einer verhängnisvollen Spirale immer weiter aneinander anzunähern und
in vielleicht zehn bis 100 Millionen Jahren zu einem noch größeren Schwarzen
Loch verschmelzen werden. Der Prozess begann vor etwa 30 Millionen Jahren.
Das Aufspüren und die Untersuchung von Schwarzen Löchern kurz vor der
Verschmelzung ist ein faszinierendes und aktuelles Gebiet der
astrophysikalischen Forschung. So wurden - wie berichtet - die beiden
Schwerkraftfallen in NGC 6240 nach der ersten Entdeckung von verschiedenen
Instrumenten immer wieder ins Visier genommen und auch nach anderen ähnlichen
Systemen gefahndet. Parallel dazu gibt es an verschiedenen Instituten
Bemühungen, die komplexen physikalischen Vorgänge bei der Verschmelzung eines
Schwarzen Lochs am Computer zu simulieren. Auch darüber hatte astronews.com
wiederholt berichtet.
Das Interesse der Astronomen erklärt sich auch aus dem Umstand, dass
inzwischen Einigkeit darüber herrscht, dass Kollisionen von Galaxien im
Universum relativ häufig vorkommen und ein fester Bestandteil der Entwicklung
einer Galaxie sind. Da aber fast jede Galaxie in ihrem Zentrum ein
supermassereiches Schwarzes Loch beherbergt, sollte es auch regelmäßig zu
Verschmelzungen dieser Schwerkraftfallen kommen.
Auch im Hinblick auf immer fortschrittlichere Detektoren für
Gravitationswellen ist das genaue Studium der Vorgänge rund um die Verschmelzung
zweier Schwarzer Löcher interessant. Verschmelzende Schwarze Löcher sollten
nämlich die stärkste Quelle von Gravitationswellen sein, die man überhaupt im
Universum finden kann.
NGC 6240 liegt in rund 400 Millionen Lichtjahren Entfernung im Sternbild
Schlangenträger.
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