Neue Testanlage für Ionentriebwerke
Redaktion
/ Pressemitteilungen des DLR astronews.com
13. Oktober 2009
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) plant in Göttingen große
Investitionen. Unter anderem soll eine Möglichkeit geschaffen werden,
elektrische Satelliten-Triebwerke zu erforschen, die in Zukunft
eine immer größere Bedeutung für Raumfahrtmissionen bekommen dürften. Für diese und
andere Maßnahmen stehen allein in diesem Jahr 14 Millionen Euro zur
Verfügung.

Elektrische Antriebe werden in der Raumfahrt
immer wichtiger. Um diese zu erforschen, ist eine
möglichst realistische Nachbildung des
Weltraum-Vakuums notwendig. Dies wird mit einer
Erweiterung der bestehenden Simulationsanlage für
Treibstrahlen Göttingen möglich.
Foto: DLR [Großansicht] |
Auch im kommenden Jahr soll es mit den Investitionen in den Göttinger
Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) weitergehen:
Für 2010 sind dafür derzeit allein im wissenschaftlichen Bereich 5,5
Millionen Euro vorgesehen. Weitere 1,3 Millionen Euro sind für
Baumaßnahmen eingeplant. Von den in 2009 investierten 14 Millionen Euro
fallen 1,5 Millionen für Baumaßnahmen an. Die Zahl der Mitarbeiter am
DLR-Standort Göttingen ist seit 2005 um 20 Prozent von 344 auf jetzt 413
gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Mitarbeiterzahl um 32 (acht
Prozent) an.
Eine weltweit einzigartige Anlage, die jetzt in Göttingen entstehen soll,
wird die Tunnel-Simulationsanlage für Züge werden. Ähnlich einem römischen
Katapult, das in der Antike Pfeile abgeschossen hat, soll die Anlage Zugmodelle
auf eine Geschwindigkeit von 400 Stundenkilometer katapultieren. Dann wird mit
modernster Messtechnik untersucht, wie sich die Aerodynamik von
Hochgeschwindigkeitszügen in einem Tunnel verhält. Insgesamt drei Millionen Euro
sollen in die Zugforschung investiert werden.
Doch in Göttingen hat man auch die Fortbewegung im All im Blick: In der
Raumfahrt werden nämlich elektrische Antriebe immer wichtiger. Speziell bei
Kompaktsatelliten, interplanetaren Missionen oder Satellitenformationen dürften
sie an Bedeutung gewinnen. Die Atome des Treibstoffs werden dabei elektrisch
geladen (ionisiert). Dann werden sie in einem elektrischen Feld auf hohe
Geschwindigkeit beschleunigt und ausgestoßen. Der Treibstoff kann dadurch viel
besser zur Schuberzeugung genutzt werden als beim herkömmlichen chemischen
Antrieb.
Allerdings ist es unvermeidlich, dass die Ionenstrahlen auf Teile des
Raumfahrzeugs aufschlagen und dabei Schäden anrichten können. Dies zu erforschen
und die Schäden zu verringern ist Ziel der Göttinger Forscher. Hierzu ist es
notwendig, den Ionenstrahl und seine Wirkung auf verschiedene
Materialoberflächen genau zu kennen. Dazu benötigt man aber eine möglichst
realistische Nachbildung des Weltraum-Vakuums. Dies wird mit der neuen Anlage
STG-ET mit ihrer heliumbetriebenen Kryopumpe ermöglicht. In der hohen
Realitätstreue unterscheidet sie sich von den bestehenden europäischen Anlagen.
Das Investitionsvolumen beträgt 3,5 Millionen Euro.
Weitere Investitionen in Göttingen sind für den Aufbau des "Simulation Center
of Airflow Research in Transportation (SCART)" eingeplant. Hier soll für mehr
als zwei Millionen Euro ein Hochleistungsrechner mit 1.600 Rechenkernen sowie
modernste Mess- und Anlagentechnik angeschafft werden. Außerdem ist der Bau
eines neuen Turbinenprüfstandes vorgesehen, in dem Flugzeugturbinen in
Originalgröße und unter realistischen Einsatzbedingungen getestet werden können.
Das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist das Forschungszentrum
der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Der Standort Göttingen
gilt als Wiege der Luftfahrtforschung. Hier wurde 1907 die Aerodynamische
Versuchsanstalt, ein Vorläufer des heutigen DLR, gegründet. Finanziert wird das
DLR aus Bundes- und Landesmitteln sowie aus Drittmitteln der Industrie.
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