Japanischer Raumfrachter gestartet
von Stefan Deiters astronews.com
11. September 2009
Nach Montage des japanischen Weltraumlabors Kibo an die
Internationale Raumstation ISS und dessen Inbetriebnahme hat Japan gestern
Abend einen weiteren wichtigen Baustein seiner ISS-Beteiligung auf den Weg
gebracht: Vom Tanegashima Space Center aus startete der
Raumfrachter H-II Transfer Vehicle (HTV) zu seinem Erstflug. Er
soll in einer Woche an die ISS andocken.

Erfolgreich gestartet: der japanische
Raumfrachter HTV-1.
Bild: JAXA |
Das japanische H-II Transfer Vehicle (HTV) hob um 19.01 Uhr MESZ vom
Tanegashima Space Center ab. Es hat rund 3,5 Tonnen Versorgungsgüter an
Bord und soll am kommenden Donnerstag an die Internationale Raumstation
andocken. Der Jungfernflug des japanischen Raumfrachters war gleichzeitig der
Erstflug für eine neue Version der japanischen H-IIa-Rakete.
Der Start des Raumfrachters ist für Japan und auch für den Betrieb der
Internationalen Raumstation ein wichtiger Schritt zu mehr Unabhängigkeit. Neben
den Shuttle-Flügen, den russischen Sojus- und Progress-Missionen
und dem europäischen ATV stellt es eine weitere Möglichkeit der Versorgung der
Raumstation dar.
Das HTV hat eine Länge von 9,8 Metern und einen Durchmesser von 4,4 Metern
und kann etwa sechs Tonnen an Versorgungsgütern ins All befördern. 4,5 Tonnen
können dabei in einem unter Druck stehenden Bereich des Gefährts untergebracht
werden. Das Andockmanöver unterscheidet sich von denen seiner europäischen und
russischen Pendants: Nachdem sich das HTV der ISS genähert hat, wird es mit
Hilfe des Roboterarms der Station erfasst und dann an die ISS angedockt.
Hier wird es noch einen weiteren Unterschied zu den russischen und
europäischen Raumfrachtern geben: Das ATV der ESA und die Progress-Frachter
docken an russischen Segmenten an, die kleinere Schotten haben als die anderen
Module. Nach Außerdienststellung der Shuttle könnte das HTV deswegen für einige
Zeit die einzige Möglichkeit darstellen, wirklich große Teile an Bord der
Station zu bringen.
Insgesamt sind bislang sieben HTV-Flüge zur ISS gebucht, die etwa in
jährlichem Abstand stattfinden sollen. Während des Jungfernfluges werden noch
umfangreiche Tests des HTV durchgeführt werden, weswegen auch weniger
Versorgungsgüter an Bord sind als bei späteren Flügen. So sollen unter anderem
Abbruchsequenzen getestet werden, die dafür sorgen sollen, dass der Raumfrachter
bei Problemen sicher von der ISS wegnavigiert werden kann.
Nach den derzeitigen Planungen soll das HTV etwa 45 Tage an die ISS angedockt
bleiben. Während dieser Zeit können die Güter für die ISS entladen sowie Müll
von der Station auf das Gefährt gebracht werden. Anfang November wird das HTV
dann von der Station abdocken und schließlich in der Atmosphäre über dem
südlichen Pazifik verglühen.
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