Aminosäure im Kometenstaub
von Stefan Deiters astronews.com
18. August 2009
In Material vom Kometen Wild 2, das die NASA-Sonde
Stardust zur Erde zurückgebracht hat, konnten Wissenschaftler jetzt die
Aminosäure Glycin nachweisen. Damit wurde erstmals ein solcher Lebensbaustein in
einem Kometen nachgewiesen. Die Forscher werten den Fund als Hinweis darauf,
dass zumindest einige Zutaten für die Entstehung des Lebens aus dem All durch
Kometen oder Meteoriten auf die Erde gelangt sein könnten.
Die Stardust-Sonde flog Anfang 2004 am Kometen
Wild 2 vorüber.
Bild: NASA / JPL
|
"Glycin ist eine Aminosäure, die von lebenden Organismen zum Aufbau von
Proteinen benutzt wird", erklärt Dr. Jamie Elsila vom NASA Goddard Space
Flight Center die Bedeutung der Entdeckung. "Es ist das erste Mal, dass
eine Aminosäure in einem Kometen nachgewiesen werden konnte. Der Fund
unterstützt die Theorie, dass einige Grundbausteine des Lebens aus dem Weltall
stammen und vor langer Zeit durch Kometen oder Meteoriten auf die Erde gelangt
sind." Die Wissenschaftlerin ist Hauptautorin eines Fachartikels, der in Kürze
in der Zeitschrift Meteoritics and Planetary Science erscheinen wird.
Die Ergebnisse wurden zudem am vergangenen Sonntag auf einer Fachtagung der
American Chemical Society in Washington präsentiert.
"Die Entdeckung von Glycin in einem Kometen ist ein weiterer Hinweis darauf,
dass die Grundbausteine des Lebens im Weltall recht häufig vorkommen, was drauf
hindeuten könnte, dass Leben im Universum recht weit verbreitet ist", so Dr.
Carl Pilcher, Direktor am NASA Astrobiology Institute. Proteine
gelten als Basismoleküle des Lebens. Genau wie aus den 26 Buchstaben des
Alphabets unzählige verschiedene Wörter gebildet werden können, lassen sich aus
20 verschiedenen Aminosäuren Millionen unterschiedliche Proteine bilden.
Die NASA-Sonde Stardust durchflog Anfang Januar 2004 Gas und Staub
um den Kometen Wild 2 und sammelte dabei die feinen Staubpartikel mit einer
speziellen schwammartigen Apparatur ein. Die so gesammelten Proben wurden dann
mit einer Rückkehrkapsel zur Erde geschickt und landeten hier im Januar 2006
(astronews.com berichtete wiederholt). Seit dieser Zeit analysieren Forscher die
Partikel des Kometen Wild 2.
Schon in einer vorläufigen Analyse hatte das Team am Goddard Space Flight
Center Glycin sowohl in dem schwammartigen Aerogel als auch in der
umgebenden Folie nachgewiesen. Da Glycin aber auch auf der Erde vorkommt, waren
die Wissenschaftler zunächst nicht in der Lage, eine Verschmutzung der Probe aus
einer irdischen Quelle auszuschließen. "Es wäre möglich gewesen, dass das Glycin
etwa beim Bau der Stardust-Sonde dorthin gelangte", so Elsila. Diese
Möglichkeit konnte jetzt durch eine Isotopenanalyse ausgeschlossen werden.
So entdeckten die Wissenschaftler in den Glycin-Molekülen aus dem All einen
höheren Anteil des Kohlenstoffisotops Kohlenstoff-13 als man es bei
Glycin-Molekülen von der Erde erwarten würde. "Wir konnten feststellen, dass das
Glycin in der Stardust-Probe eine außerirdischen
Kohlenstoff-Isotopensignatur zeigte und damit aus dem Kometen stammen muss", so
Elsila.
"Die Entdeckung einer Aminosäure in der Kometenprobe ist sehr faszinierend
und äußerst bedeutend", meint auch Professor Donald E. Brownlee von der
University of Washington in Seattle, der wissenschaftliche Leiter der
Stardust-Mission. "Es ist auch ein bemerkenswerter Erfolg, der zeigt, wie
weit fortgeschritten die Analysemethoden von einfachen extraterrestrischen
Materialen in unseren Laboren bereits sind."
|