Wega hat ein Magnetfeld
von Stefan Deiters astronews.com
24. Juni 2009
Wega, der Hauptstern des Sternbilds Leier, ist der
zweithellste Stern am nördlichen Nachthimmel und Teil des sogenannten
Sommerdreiecks. Wega dürfte zu den am besten untersuchten Sternen nach der Sonne
zählen. Bislang gelang es Astronomen allerdings nicht, ein Magnetfeld um Wega
nachzuweisen. Jetzt entdeckten Forscher im Spektrum der Wega aber eindeutige
Hinweise darauf.

Infrarotaufnahme
von Wega des Weltraumteleskops Spitzer.
Bild: NASA / JPL-Caltech / University of
Arizona |
Eine Gruppe französischer Astronomen hat mit Hilfe des Bernard-Lyot-Teleskops
am Observatoire du Pic de Midi ein Magnetfeld beim Stern Wega
nachweisen können. Die Forscher fanden im Spektrum des Sterns eindeutige Hinweis
eines Magnetfeldes, nämlich den sogenannten Zeeman-Effekt. Dieser beschreibt die
Aufspaltung von Spektrallinien unter Einfluss eines Magnetfelds.
Wega ist mit Sicherheit einer der bestuntersuchtesten und auch bekanntesten
Sterne am Nachthimmel und liegt etwa 25 Lichtjahren von der Erde entfernt im
Sternbild Leier. Als Hauptstern seines Sternbilds ist er Teil des bekannten
Sommerdreiecks und damit auch für weniger erfahrene Hobbyastronomen leicht
auszumachen. Doch auch die Wissenschaft interessiert sich schon seit vielen
Jahren für Wega, dient der Stern doch beispielsweise als Referenz für
Helligkeitsvergleiche.
Wega dürfte etwa doppelt so massereich wie unsere Sonne sein und hat nur
etwa ein Zehntel ihres Alters. Untersuchungen mit immer besseren Teleskopen
haben in den vergangenen Jahren so manchen überraschenden Sachverhalt über den
"Standardstern" ans Tageslicht gebracht: So dreht sich Wega in weniger als einem
Tag um die eigene Achse (die Sonne benötigt 27 Tage), wodurch sie eine deutlich
abgeplattete Form erhalten hat. Die Rotation dürfte auch für erhebliche
Temperaturunterschiede von mehr als 1.000 Grad Celsius verantwortlich sein, die
zwischen den wärmeren Polarregionen und den Gebieten am Äquator festgestellt
wurden.
Wega ist außerdem (wie berichtet) von einer Scheibe aus Gas und Staub
umgeben, in der vielleicht Planeten entstehen könnten oder sogar schon
entstanden sind. Nur eines hatte man trotz jahrelanger Bemühungen bislang nicht
entdeckt: ein Magnetfeld. Theoretische Modelle haben Schwierigkeiten die Stärke
und Struktur von Magnetfeldern bei Sternen vorherzusagen, die massereicher als
unsere Sonne sind. Schon aus diesem Grund wurde nach einem Magnetfeld um diesen
massereicheren und gleichzeitig relativ nahen Stern intensiv gefahndet.
Jetzt konnte ein französisches Astronomenteam Erfolg melden: In einem Beitrag
für die Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics berichten die
Wissenschaftler von ihren Beobachtungen mit dem stellaren Spektropolarimeter
NARVAL am Bernard-Lyot Teleskop. Der Fund ist der großen Empfindlichkeit von
NARVAL zu verdanken und der Tatsache, dass die Astronomen eine gesamte
Beobachtungskampagne ausschließlich der Wega widmeten.
Das Magnetfeld der Wega hat eine Stärke von etwa 50 Mikro-Tesla und liegt
damit etwa zwischen dem der Erde und dem der Sonne. Dieser erste Nachweis des
Magnetfelds erlaubt den Wissenschaftlern nun, die Modelle über die Entstehung
von Magnetfeldern in massereicheren Sternen zu überprüfen und anzupassen. Das
Team glaubt, dass vermutlich noch deutlich mehr Wega-ähnliche Sterne über ein
Magnetfeld verfügen, dieses aber wegen ihrer größeren Entfernung noch nicht
entdeckt wurden.
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