Deutlich länger lebensfreundlich?
von
Rainer Kayser
16. Juni 2009
In etwa einer Milliarde Jahr sollte die Strahlung der Sonne
so weit zugenommen haben, dass Leben auf der Erde unmöglich wird. Doch stimmt
das wirklich? Ein amerikanisches Forscherteam sieht eine Chance dafür, dass die
Erde deutlich länger lebensfreundlich bleiben kann. Trifft die Analyse der
Wissenschaftler zu, dürfte das auch Auswirkungen auf die Zahl von bewohnten
Planeten um andere Sterne haben.
Bleibt unsere Erde deutlich länger
lebensfreundlich als bislang gedacht? Bild: NASA / JPL |
Wie lange kann auf der Erde Leben existieren? Knapp eine Milliarde Jahre noch, so lauten die bisherigen Schätzungen. Dann sollte
die zunehmende Strahlung der Sonne die Erde so stark aufgeheizt haben, dass alle
Ozeane verdampft und alles Leben erloschen ist. Doch ein amerikanisches
Forscherteam sieht eine Chance dafür, dass die Erde noch mehr als doppelt so
lange lebensfreundlich bleiben kann - wenn das Leben auf der Erde die Atmosphäre
so verändert, dass sie die Oberfläche stärker kühlen kann. Ähnliche Prozess
könnten auch bei Planeten anderer Sterne dafür sorgen, dass dort länger als
bislang vermutet Leben existieren kann, schreiben die Wissenschaftler im
Fachblatt Proceedings of the National Academy of Science.
"In Zukunft entdecken wir hoffentlich nicht nur erdähnliche Planeten bei anderen Sternen, sondern können auch deren Atmosphären untersuchen", erklärt Kaveh Pahlevan vom
California Institute of Technology in Pasadena, einer der beteiligten Forscher.
"Wenn ältere Planeten dünnere Atmosphären besitzen, dann wäre das ein
Hinweis darauf, dass der von uns vermutete Prozess universell am Werk
ist."
Die Erde reguliert ihre Temperatur durch den Treibhauseffekt:
Wasserdampf, Kohlendioxid und Methan agieren als Isolierschicht und halten die Oberfläche angenehm warm. Die Zunahme der Sonnenstrahlung hat unser Planet im Verlauf der vergangenen 4,5 Milliarden Jahren durch eine Abnahme des Kohlendioxid-Anteils in der Atmosphäre gekontert. Das
Problem: Das System nähert sich dem Punkt, an dem nicht mehr genügend Kohlendioxid vorhanden ist, um die Temperatur weiterhin auf diese Weise zu regulieren. Damit aber steuert die Erde auf eine Überhitzung zu.
Einen Ausweg sehen Pahlevan und seine Kollegen in einer Reduzierung des Stickstoff-Anteils und einer damit einher gehenden Senkung des Drucks der Atmosphäre. Stickstoff macht derzeit 78 Prozent der Luft aus und bietet deshalb ein großes Reservoir für die Klimaregulierung. Und die Biosphäre selbst könnte diesen Vorgang antreiben, denn Stickstoff ist in den Zellen aller Lebewesen enthalten und kann so der Luft entzogen werden.
Die Forscher wollen nun durch die Untersuchung von in Lava eingeschlossenen Luftbläschen prüfen, ob dieser Prozess bereits in der Vergangenheit zur Stabilisierung der Temperatur auf der Erde beigetragen hat. Nach den Berechnungen von Pahlevan und seinen Kollegen könnte der Stickstoff-Prozess die Erde weitere 1,3 Milliarden Jahre lebensfreundlich erhalten.
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