Nimmt die Dunkle Energie ab?
von
Rainer Kayser
14. April 2009
Beobachtungen von weit entfernten Supernova-Explosionen
führten vor rund zehn Jahren zu einem überraschend anderen Bild des Universums:
Offenbar beschleunigt eine mysteriöse Dunkle Energie die Expansion des Weltalls.
Nun hat eine Gruppe von Astronomen eine umfangreiche Sammlung von
Supernova-Daten durchgesehen und kommt zu einem verblüffenden Schluss: Die
Dunkle Energie scheint abzunehmen.
Die entfernte
Supernova SN 1997ff.
Bild: NASA, Adam Riess (Space Telescope
Science Institute, Baltimore, MD) |
Seit Mitte der 1990er Jahre rätseln die Kosmologen über eine geheimnisvolle Dunkle Energie, die die Expansion des Universums beschleunigt. Diese Dunkle Energie ist nicht konstant, sondern nimmt ab
- diese Behauptung stellt nun ein internationales Forschertrio in einer Online-Veröffentlichung auf. Eine solche Änderung der Dunklen Energie könnte Rückschlüsse auf ihren physikalischen Ursprung erlauben.
"Die Beschleunigung der kosmischen Expansion scheint sich zu verlangsamen", fasst Arman Shafieloo von der
University of Oxford das Ergebnis der Untersuchung zusammen, die er gemeinsam mit Varun Sahni vom
Centre for Astronomy and Astrophysics im indischen Puna und Alexei Starobinsky vom
Landau-Institut für Theoretische Physik durchgeführt hat. Die drei Wissenschaftler haben die bislang umfangsreichste Sammlung von Supernova-Daten neu analysiert, die Anfang des Jahres veröffentlicht worden war.
Im Jahr 1998 waren zwei Astronomenteams darauf gestoßen, dass Sternexplosionen in fernen Galaxien schwächer leuchten als erwartet. Die heute allgemein akzeptierte Erklärung dafür ist, dass die seit dem Urknall andauernde Expansion des Universums sich durch eine zusätzliche Energie - eben die Dunkle Energie - beschleunigt. Die Analyse von Shafieloo, Sahni und Starobinsky zeigt nun, dass die Helligkeit von Supernova-Explosionen in Entfernungen von bis zu zwei Milliarden Lichtjahren am besten zu einem Modell passt, in dem die Dunkle Energie in der gegenwärtigen kosmischen Epoche abnimmt.
Eine solche Entdeckung wäre bahnbrechend, würde sie doch erstmals Rückschlüsse auf die physikalische Natur der Dunklen Energie erlauben.
Allerdings mahnen andere Forscher zur Vorsicht. "Die Analyse sollte durchaus ernst genommen werden", erklärt etwa Robert Kirshner vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge,
"doch es gibt mehr als eine Erklärung für diesen Effekt." So könnten etwa Auswahleffekte bei der Beobachtung der Sternexplosionen eine Abnahme der Dunklen Energie vortäuschen. Die Astronomen hoffen, dass spezialisierte Suchprogramme in den nächsten Jahren genauere Daten von einigen tausend Supernovae liefern - und damit sollte dann auch eine Änderung der Dunklen Energie zweifelsfrei nachweisbar sein.
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