Geisterhafte Röntgenhand
von Stefan Deiters astronews.com
7. April 2009
Ein kompakter rotierender Neutronenstern mit einem
Durchmesser von nicht einmal 20 Kilometern ist verantwortlich für einen
eindrucksvollen Röntgennebel, den das NASA-Röntgenteleskop Chandra
jetzt beobachtet hat. Der Nebel hat einen Durchmesser von 150 Lichtjahren und
sieht auf den ersten Blick aus wie eine gewaltige kosmische Hand.

Chandras Blick
auf den Pulsar PSR B1509-58 und den
eigentümlichen Nebel im Röntgenlicht.
Bild: NASA / CXC / SAO / P. Slane, et al.
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Bei dem kompakten Objekt, das das NASA-Röntgenteleskop Chandra
jetzt beobachtet hat, handelt es sich um den jungen und äußerst energiereichen
Pulsar PSR B1509-58. Pulsare sind schnell um die eigene Achse drehende
Neutronensterne, also Überreste von der Supernova-Explosion eines massereichen
Sterns. Das kompakte Objekt, das einen Durchmesser von weniger als 20 Kilometer
haben dürfte, beeinflusst weite Bereiche seiner Umgebung und ist auch für den
Röntgennebel verantwortlich, der rund 150 Lichtjahre misst.
Die Energie der Röntgenstrahlung, die Chandra gemessen hat, ist auf
der Aufnahme durch verschiedene Farben dargestellt. Die Röntgenstrahlung mit der
niedrigsten Energie erscheint rot, Röntgenstrahlen mittlerer Energie grün und
die hochenergetischste Röntgenstrahlung blau. PSR B1509-58 ist etwa 1.700 Jahre
alt und liegt rund 17.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Der Pulsar dreht sich sieben Mal pro Sekunde um die eigene Achse und gibt -
vermutlich mit Hilfe seines äußerst starken Magnetfelds - andauern Energie in
seine Umgebung ab. Die Kombination aus starkem Magnetfeld und schneller Rotation
treibt einen extrem starken Wind aus Elektronen und Ionen an, der vom
Neutronenstern in die Umgebung bläst. Wenn die Elektronen sich durch den
magnetisierten Nebel bewegen, geben sie Energie in Form von Strahlung ab. Auf
diese Weise entsteht die faszinierende Nebelstruktur die Chandra
beobachtet hat.
Im Inneren des Nebels ist der Pulsar von einem schwach leuchtenden Ring
umgeben. Hier wird der Wind des Pulsar vom sich langsam ausbreitenden Nebel
plötzlich abgebremst. In dieser Hinsicht ähnelt PSR B1509-58 dem berühmten
Krebs-Nebel, doch ist dieser mit einem Durchmesser von nur zehn Lichtjahren
erheblich kleiner als dieses Objekt.
Die geisterhaften Finger "zeigen" auf die benachbarte Gaswolke RCW 89. Hier
erkennt man Bereiche die durch den Pulsarwind aufgeheizt werden und im
Röntgenbereich zu leuchten beginnen (auf der Aufnahme in orange und rot). Die
Temperatur scheint sich hier in einem kreisförmigen Muster zu ändern, was darauf
hindeutet, dass die Rotationsachse des Pulsars etwa taumelt und so die
gebündelte Strahlung des Objektes immer andere Bereiche in der Gaswolke
überstreicht.
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