Die Bruchstücke von 2008 TC3
von Stefan Deiters astronews.com
26. März 2009
Im Oktober 2008 explodierte der etwa Auto-große Asteroid
2008 TC3 über dem nördlichen Afrika. Die Bahn des Asteroiden war
bereits zuvor von Astronomen verfolgt und der Einschlagzeitpunkt vorhergesagt
worden. Jetzt sammelten die Forscher Bruchstücke des Asteroiden und analysierten
sie. Erstmals können damit Laboranalysen und teleskopische Beobachtungen eines
Asteroiden verglichen werden.
Detailaufnahme
eines Fragments, das vermutlich von 2008 TC3
stammt.
Bild: NASA / M. Zolensky |
Es war alles andere als ein Killerasteroid der Anfang Oktober 2008
über dem nördlichen Sudan niederging: 2008 TC3 war kaum größer als
ein Auto, doch ist er für die Asteroidenforscher inzwischen etwas ganz
Besonderes. Erstmals bietet dieser Asteroid nämlich die Möglichkeit
Teleskopbeobachtungen mit Laboranalysen zu vergleichen. "Zahlreiche Asteroiden
wurden schon als Feuerbälle oder Meteore mit langen Schweifen auf ihrem Weg
durch die Atmosphäre beobachtet", verdeutlicht Douglas Rumble vom
geophysikalischen Labor der Carnegie Institution for Science in
Washington die Bedeutung des Asteroiden für die Wissenschaft. "Aber ein Objekt
zu sehen, bevor es in die Erdatmosphäre eindringt und es dann zu verfolgen, das
ist schon einzigartig."
Der Asteroid 2008 TC3 wurde am 6. Oktober 2008 von automatischen
Teleskopen des Catalina Sky Survey aufgespürt und anschließend auch von
anderen Observatorien aus verfolgt und beobachtet. Dabei wurden auch Spektren
aufgenommen, die den Forschern in der Regel ein wenig über die Zusammensetzung
von Asteroiden verraten und eine grobe Klassifizierung erlauben. Eine
detaillierte Analyse der Bestandteile eines Asteroiden wie sie etwa durch die
Untersuchung von Meteoritenbruchstücken im Labor möglich ist, kann aber auf
diese Weise nicht erfolgen.
Durch die Beobachtungen im Oktober gelang es auch die Bahn des Asteroiden
durch die Erdatmosphäre und damit das potentielle Einschlaggebiet der
Asteroidentrümmer vorherzusagen. Eine Expedition unter Leitung von Peter
Jenniskens vom SETI Institute in Kalifornien und Muawia Shaddad von der
Universität im sudanesischen Khartum suchten anschließend nach Meteoriten
entlang der berechneten Route von 2008 TC3. Sie entdeckten insgesamt
47 Fragmente, von denen eines für eine erste vorläufige Analyse im Labor
ausgewählt wurde. Über die Resultate berichtet das Team in einem Beitrag für die
Fachzeitschrift Nature.
"Dieser Asteroid bestand aus recht brüchigem Material, so dass er bereits in
einer Höhe von 37 Kilometern explodierte, bevor er deutlich abgebremst wurde",
erklärt Jenniskens. "Die wenigen übriggebliebenen Brocken sind daher über eine
recht große Region verstreut. Sie ähneln keinem der Meteoriten, die wir bislang
in unserer Sammlung haben."
Andrew Steele von der Carnegie Institution interessierte sich für
den Kohlenstoffgehalt der Fundstücke und fand Anzeichen dafür, dass der Asteroid
einmal hohen Temperaturen ausgesetzt gewesen sein muss. "Ohne jeden Zweifel ist
unter allen Meteoriten, die wir jemals untersucht haben, dieser der größten
Hitze ausgesetzt gewesen", so Steele. Mit weiteren Analysen wollen die
Wissenschaftler nun bestimmen, durch was für ein Ereignis es zu diesen hohen
Temperaturen gekommen ist.
Durch eine genaue Untersuchung der Anteile verschiedener Sauerstoff-Isotope
versuchten die Astronomen den Ursprung von 2008 TC3 zu ermitteln. Es
handelte sich bei dem Asteroiden vermutlich um einen äußerst seltenen Vertreter
aus der Gruppe der Ureiliten, die alle von ein und demselben Ursprungskörper
stammen könnten. "Welcher das aber ist, wissen wir nicht", so Rumble.
Durch die Auswertung der von 2008 TC3 gewonnenen Spektren und der
Laborergebnisse hoffe die Astronomen aber nun, Ureiliten besser im All erkennen
zu können. Der rund 2,6 Kilometer durchmessende Asteroid 1998 KU2
beispielsweise zeigt ein recht ähnliches Spektrum wie 2008 TC3, so
dass es sich bei diesem Brocken eventuell um den Ursprung von 2008 TC3
handeln könnte.
|