PC-User suchen jetzt auch nach Radiopulsaren
Redaktion
/ Pressemitteilung des MPI für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) astronews.com
24. März 2009
Mit mehr als 200.000 Teilnehmern gehört Einstein@Home
zu den weltweit größten Projekten zum sogenannten verteilten Rechnen. Bislang
stellten die Teilnehmer die Rechenkapazität ihres PCs für die Suche nach den Gravitationswellensignalen unentdeckter Pulsare zur Verfügung. Ab sofort können sie sich auch an der Analyse von Daten des
Arecibo-Radioteleskops in Puerto Rico beteiligen und so direkt zur Entdeckung unbekannter Radiopulsare beitragen.
Screenshot (Ausschnitt) des Bildschirmschoner
von Einstein@home,
der Informationen über die gerade analysierten
Daten liefert.
Bild: MPI für Gravitationsphysik (AEI) |
Entwickelt wurde Einstein@Home an der amerikanischen University of Wisconsin-Milwaukee und
am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) in Potsdam und Hannover
(astronews.com berichtete). Unter Verwendung neuer, am AEI entwickelter Methoden, wird
Einstein@Home künftig auch Daten des Arecibo-Radioteleskops in
Puerto Rico nach ganz besonderen Doppelsternsystemen durchsuchen. Dabei handelt es sich um die extremsten Objekte des Universums: sich rasend schnell drehende Neutronensterne, die entweder einen weiteren Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch umkreisen.
Das Arecibo-Observatorium ist das größte nur aus einem Reflektor
bestehende Radioteleskop der Welt.
Die bislang angewendeten Methoden der Datenanalyse sind für Umlaufzeiten unter 50 Minuten nicht empfindlich genug. Die enormen Rechenkapazitäten von
Einstein@Home hingegen, die Zehntausenden von Computern entsprechen, erlauben den Nachweis von Pulsaren in Doppelsternsystemen mit Umlaufzeiten von bis zu elf Minuten.
"Die Entdeckung eines Pulsars, der einen Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch mit einer Umlaufzeit unter einer Stunde umkreist, wäre eine außerordentliche Chance, die Allgemeine Relativitätstheorie zu testen",
erläutert Prof. Jim Cordes von der Cornell University und Leiter des Arecibo PALFA Consortiums,
das sich mit der Suche nach Pulsaren beschäftigt. "Außerdem könnten wir abschätzen, wie häufig diese Doppelsternsysteme verschmelzen."
Die Verschmelzung solcher Doppelsternsysteme gehört zu den seltensten und spektakulärsten Ereignissen im Universum. Sie strahlen explosionsartig Gravitationswellen aus, welche die derzeit betriebenen Detektoren messen könnten. Vermutlich kommt es auch noch zu einem Gammastrahlenausbruch kurz bevor die verschmolzenen Sterne zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen.
"Die Rechenleistung von Einstein@Home bildet eine perfekte Ergänzung zu den Datenmanagementsystemen am
Cornell Center for Advanced Computing und den anderen in PALFA organisierten Institutionen", so Cordes.
"Unser langfristiges Ziel ist der Nachweis von Gravitationswellen, aber kurzfristig hoffen wir zumindest einige neue Radiopulsare pro Jahr zu entdecken. Das wäre eine große Freude für die
Einstein@Home-Teilnehmer und natürlich äußerst interessant für Astronomen. Wir gehen davon aus, dass die Teilnehmer gerne nach beiden Phänomenen fahnden werden",
zeigt sich Prof. Bruce Allen, Leiter des Einstein@Home-Projekts und
Direktor am AEI Hannover überzeugt.
Die Einstein@Home-Teilnehmer werden automatisch Datensätze sowohl für die Suche nach Radiopulsaren als auch nach Gravitationswellen erhalten.
Die großen Datenmengen der Arecibo-Messungen werden an der Cornell University und anderen PALFA-Institutionen gespeichert und verarbeitet. Für das
Einstein@Home-Projekt werden die Daten dann über Breitband-Internetverbindungen an das Albert-Einstein-Institut Hannover geschickt. Dort werden die Daten vorbereitet und anschließend auf die Computer rund um die Welt verteilt. Die Ergebnisse werden dann zurück ans AEI, die
Cornell University und die University of Wisconsin-Milwaukee geschickt und weiter untersucht.
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