Schwarze Löcher vor der Verschmelzung
von Stefan Deiters astronews.com
17. März 2009
Das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer hat die
Galaxie NGC 6240 ins Visier genommen, in der sich zwei supermassereiche Schwarze
Löcher befinden, die kurz vor der Verschmelzung stehen. Das Paar war vor einigen
Jahren vom Röntgenteleskop Chandra entdeckt worden und bietet den
Astronomen einen seltenen Einblick in diese letzte Phase einer
Galaxienkollision.
Die Galaxie NGC
6240. Daten von Spitzer erscheinen rot, von
Hubble grün und blau.
Bild: NASA/JPL-Caltech/STScI-ESA [Großansicht] |
Die beiden supermassereichen Schwarzen Löcher sind die Kerne von
zwei Galaxien, die sich inzwischen zu einer Galaxie, nämlich zu NGC 6240,
zusammengetan haben. Sie liegt in rund 400 Millionen Lichtjahren Entfernung.
Durch die Kollision entstand ein eigentümlich geformtes Gebilde, das aber durch
seinen doppelten Galaxienkern noch daran erinnert, dass es sich hier
ursprünglich einmal um zwei Galaxien handelte. Doch auch dies dürfte bald
Geschichte sein: Die beiden supermassereichen Schwarzen Löcher nähern sich immer
weiter an und dürften vermutlich in einigen Millionen Jahren kollidieren und
verschmelzen. Auf kosmischen Zeitskalen ist dies eine sehr kurze Zeit.
Für das jetzt veröffentlichten Bild sind Daten der beiden Weltraumteleskope
Spitzer und Hubble kombiniert worden. Den Astronomen bietet es
einen seltenen Blick in diese letzte Phase einer Galaxienverschmelzung, in der
zwar noch zwei Schwarze Löcher erkennbar sind, diese sich aber immer weiter
annähern. "Dieses Objekt ist einfach einzigartig", beschreibt Stephanie Bush vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics die Galaxie. Bush ist
Hauptautorin eines Fachartikels über die Spitzer-Beobachtungen der
demnächst in der Zeitschrift Astrophysical Journal erscheinen wird.
"Verschmelzungen sind ein äußerst schneller Prozess und es gibt nicht viele
Galaxienverschmelzungen in diesem Stadium in unserem näheren Universum."
Spitzer, das im Infraroten beobachtet, konnte eine große Menge an
Strahlung von NGC 6240 registrieren. Die Astronomen werten dies als Zeichen
dafür, dass in der Galaxie in großem Umfang Sterne entstehen. Man beobachtet
dies bei vielen kollidierenden Systemen. Durch die Kollision wird Gas und Staub
verdichtet, so dass sich neue Sterne bilden können, die intensiv im Infraroten
leuchten. Diese Infrarotstrahlung kann von Spitzer entdeckt werden,
obwohl die Sterne hinter Staubwolken verborgen sind.
Die Form von NGC 6240 erklärt sich aus der Wucht der Kollision der beiden
Systeme, die auch für die Entstehung von zahlreichen Gezeitenarme gesorgt hat,
die an verschiedenen Stellen von der Galaxie ins All ragen. Es handel sich
hierbei um Millionen von Sterne, die aus ihrer Galaxie gerissen wurden. Das
gewaltigste Ereignis steht NGC 6240 aber noch bevor: die Verschmelzung der
beiden Schwarzen Löcher.
Die Galaxie dürfte dadurch, so die Vermutung der Forscher, zu einer
regelrechten "Monstergalaxie" werden und im Infraroten viele Tausend Mal heller
leuchten als beispielsweise unsere Milchstraße. Die Beobachtung der Entstehung
einer solchen Riesengalaxie ist für die Wissenschaftler wichtig, um die
Galaxienentwicklung im Universum besser zu verstehen.
"Es gibt nicht nur wenige Objekte in dieser Phase", so Bush, "alle diese
Objekte sind auch einzigartig, weil sie von unterschiedlichen Vorgängersystemen
stammen. Damit liefern unsere Beobachtungen nicht nur weitere Informationen über
diese Galaxie, sondern auch über galaktische Verschmelzungen im Allgemeinen."
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