Schwerefeld der Erde im Blick
Redaktion /
Pressemitteilung der ESA astronews.com
10. März 2009
Am kommenden Montag soll es endlich soweit sein: Die
europäische Weltraumagentur ESA startet mit GOCE den ersten Satelliten
im Rahmen ihres Earth Explorer-Programms. Mit GOCE soll das
Schwerefeld der Erde mit bislang unerreichter Präzision vermessen werden. Die
Forscher erhoffen sich davon neue Erkenntnisse über das Erdinnere und die
Strömungen der Ozeane.

GOCE soll detaillierte Daten über das
Schwerefeld der Erde liefern.
Bild: ESA - AOES Medialab |
Die ESA plant in der kommenden Woche den Start eines neuen
Erdbeobachtungssatelliten, mit dem das Schwerefelds der Erde mit bisher
unerreichter Auflösung und Genauigkeit gemessen werden soll. Die Daten werden
einen entscheidenden Beitrag zu präzisen Messungen der Ozeanzirkulation und von
Veränderungen des Meeresspiegels leisten, die beide vom Klimawandel betroffen
sind. Sie werden außerdem ein besseres Verständnis von Vorgängen im Erdinneren
ermöglichen, die für Vulkanausbrüche und Erdbeben verantwortlich sind.
Eine russische Rockot-Trägerrakete wird den Gravity field and
steady-state Ocean Circulation Explorer (GOCE, Satelliten zur
Bestimmung des Schwerefelds und der stationären Ozeanzirkulation) am Montag, den
16. März um 15.21 Uhr MEZ (entsprechend 17.21 Uhr Ortszeit) vom rund 800
Kilometer nördlich von Moskau gelegenen Kosmodrom Plessezk aus in eine niedrige
Erdumlaufbahn befördern. Der Träger wird von Eurockot Launch Services
betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen zwischen EADS Astrium und dem
russischen Raumfahrtzentrum Chrunitschew.
Der ESA-Satellit, der eine Tonne auf die Waage bringt, führt ein Präzisions-Gradiometer
zur Messung der Veränderungen des Schwerefelds entlang aller drei Achsen mit.
Die erfassten Daten werden zur Erstellung einer Karte des Geoids, der
Bezugsfläche der Erde, und von Anomalien des Schwerefelds in hoher Auflösung
beitragen. Eine solche Karte wird nicht nur unser Verständnis der inneren
Strukturen der Erde erheblich erweitern, sondern auch weit genauere Bezugsdaten
für Ozean- und Klimastudien und die Erforschung der Ozeanzirkulation liefern.
Zu den praktischen Anwendungen dieser Mission gehören außerdem die
Bereitstellung von Bezugsdaten über den Meeresspiegel sowie für das Bauwesen und
die Städteplanung. Um diese Mission zu ermöglichen, musste die ESA mit einem
Konsortium von 45 europäischen Unternehmen unter der Federführung von Thales
Alenia Space und Wissenschaftlern gewaltige technische Herausforderungen
meistern, nämlich einen Satelliten zu entwerfen, der seine Kreise so erdnah
zieht, dass er hochgenaue Daten des Schwerefelds sammeln kann, gleichzeitig
jedoch auch in der Lage ist, die durch die Restatmosphäre in seiner Umlaufbahn
in nur 260 Kilometern Höhe verursachten Störungen herauszufiltern.
Das Ergebnis ist ein schlankes, pfeilspitzenförmiges aerodynamisches Design
von 5 Metern Länge, ausgerüstet mit Niedrigleistungs-Ionentriebwerken, mit denen
der atmosphärische Widerstand ausgeglichen werden kann. GOCE ist der
erste einer Reihe von Erdforschungssatelliten, die in den kommenden Monaten und
Jahren starten sollen. Die Erdforschungsmissionen wurden von der ESA in die Wege
geleitet, um die Erkundung der Atmosphäre, der Biosphäre, der Hydrosphäre, der
Kryosphäre und des Inneren unseres Planeten zu fördern.
Der Start von GOCE war ursprünglich schon für den Spätsommer des
vergangenen Jahres vorgesehen. Für 2009 sind die Starts von zwei weiteren
Erdforschungsmissionen geplant: SMOS (im Sommer) zur Untersuchung der
Bodenfeuchtigkeit und des Salzgehalts der Ozeane und Cryosat 2 (im
Spätherbst) zur Messung der Dicke der Eisschichten. Außerdem befinden sich
folgende Missionen in der Entwicklung: Swarm zur Erforschung der
Entwicklung des Magnetfelds (Start für 2010 geplant), ADM-Aeolus zur
Erforschung der Dynamik der Atmosphäre (2011) und EarthCARE zur
Untersuchung der Strahlungsbilanz der Erde (2013). Über eine weitere dieser
Earth Explorer-Missionen wird derzeit noch entschieden (astronews.com
berichtete).
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