Ein Ventil verzögert nächsten Shuttle-Flug
von Stefan Deiters astronews.com
23. Februar 2009
Ein Ventil ist dafür verantwortlich, dass die Raumfähre
Discovery nicht wie vorgesehen am kommenden Freitag zur Internationalen
Raumstation ISS abheben kann. Beim Flug der Endeavour im November war
es zu Problemen mit einem Ventil gekommen, das den Wasserstofffluss regelt.
Welche Gefahr für die Shuttle damit verbunden sein könnte, ist der NASA
noch nicht klar.

Die Discovery auf der Startrampe in Florida.
Foto: NASA / Troy Cryder |
Ursprünglich sollte die Discovery schon längst zur ISS
gestartet sein: Der Start von Flug STS-119, bei dem weitere Solarzellenarrays
zur Internationalen Raumstation gebracht werden sollen, war ursprünglich schon
für den 12. Februar geplant gewesen, dann aber mehrfach verschoben worden. Der
letzte Starttermin war nun der 27. Februar. Doch auch dieser ist nun hinfällig.
Nach einem 13-stündigen sogenannten Flight Readiness Review entschied
die NASA am Freitagabend, dass sie zunächst keinen Starttermin festlegen wird.
Neue Beratungen über die Situation wird es am Mittwoch geben. Danach würde
man vielleicht auch einen neuen Starttermin festlegen können, so die NASA in
einer Pressemitteilung. "Wir müssen noch weitere Untersuchungen machen, um ein
besseres Verständnis von der Situation zu haben, bevor wir fliegen", meinte Bill
Gerstenmaier vom NASA-Hauptquartier. "Wir werden durch nichts getrieben und
deswegen war die Entscheidung richtig. Wenn wir fliegen, dann wollen wir das mit
vollem Vertrauen machen."
Presseberichten zufolge gab es unter den NASA-Verantwortlichen eine lange
Diskussion über die Bewertung der Probleme der Endeavour bei ihrem Flug
im November 2008 und der daraus zu ziehenden Konsequenzen. Damals war ein Ventil
gebrochen, das während der Startphase den Wasserstofffluss zum Haupttank des
Shuttles regelt. Auf diese Weise wird erreicht, dass im Tank immer der
richtige Druck vorhanden ist. Ist der Druck zu hoch, könnte Wasserstoff durch
ein Notventil aus dem Tank entweichen, was - je nach Umgebungsbedingungen -
extrem gefährlich für die Raumfähre sein könnte. Ist der Druck zu niedrig, würde
sich das Haupttriebwerk des Shuttles zu früh abschalten.
Als zusätzliches Problem beschäftigte die Techniker die Frage, welche Schäden
an den Treibstoffleitungen durch abgebrochene Teile des Ventils entstehen
könnten. Beim Flug der Endeavour sorgte das gebrochene Ventil dafür,
dass mehr Wasserstoff als nötig durch die entsprechende Leitung strömte. Der
Bordcomputer glich dies aber aus, in dem er den Fluss an Wasserstoff reduzierte,
der durch zwei weitere, baugleiche Ventile geregelt wird. Nach dem Flug wurden
Risse an mehreren Ventilen auch an anderen Shuttles festgestellt. Die Ventile
der Discovery wurden inzwischen ausgetauscht, doch zeigten weitere
Tests, dass offenbar auch oberflächlich unversehrte Ventile schon Risse haben
können.
In den vergangenen Monaten führte die NASA nun zahlreiche Untersuchungen
durch, um herauszufinden, wodurch die Risse zu Stande kommen und welche Gefahr
für eine Mission ein gebrochenes Ventil darstellen könnte. Ventilprobleme gab es
während der vergangenen Shuttle-Flüge fast nie und es ist gut möglich,
dass die entdeckten Risse schon länger vorhanden waren ohne dass irgendetwas
passiert ist.
Die Mehrheit der NASA-Verantwortlichen sprach sich während des Flight
Readiness Reviews für den Discovery-Start nun für weitere
Untersuchungen vor einer Startfreigabe aus. Ein Start muss, wegen eines Ende
März geplanten Sojus-Flugs zur ISS, bis Mitte März erfolgen. Gelingt
dies bis dahin nicht, wäre ein Start erst wieder ab der zweiten Aprilwoche
möglich. In diesem Jahr sind insgesamt fünf Flüge der amerikanischen Raumfähren
geplant. Noch ist man bei der NASA zuversichtlich, zumindest den groben Zeitplan
einhalten zu können.
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