Tiefer Blick in eigentümliche Spiralgalaxie
von Stefan Deiters astronews.com
6. Februar 2009
Das europäische Hubble Information Centre hat jetzt
ein eindrucksvolles Bild der Spiralgalaxie NGC 4921 veröffentlicht. Die Galaxie
ist eine der wenigen Spiralen im etwa 320 Millionen Lichtjahre entfernten Coma-Galaxienhaufen.
Auf dem detailreichen Bild sind auch zahlreiche weitere Galaxien auszumachen,
die noch weiter entfernt sind.
Hubbles Blick
auf NGC 4921.
Bild: NASA, ESA, K. Cook (Lawrence
Livermore National Laboratory, USA) [Großansicht]
NGC 4921 mit Beschriftungen einiger Details. [Großansicht] |
Der Coma-Galaxienhaufen liegt im Sternbild Haar der Berenike
(lateinischer Name Coma Berenices) und gehört mit zu den uns am nächsten
gelegenen Ansammlungen von Galaxien. Der Haufen, der auch die Bezeichnung Abell
1656 trägt, liegt rund 320 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und
besteht aus mehr als 1.000 Galaxien. Die hellsten Galaxien des Haufens, darunter
auch die Spiralgalaxie NGC 4921, wurden bereits Ende des 18. Jahrhunderts von
William Herschel entdeckt, der aber noch nicht wusste, dass es sich hier um weit
entfernte Galaxien wie unsere Milchstraße handelte.
Die Galaxien in Galaxienhaufen sind ständig in Bewegung, so dass es immer
wieder zu engen Begegnungen, Kollisionen und Verschmelzungen von Galaxien kommt.
Nach der gängigen Theorie über die Entwicklung von Galaxien verwandeln sich
dadurch die relativ gasreichen Spiralgalaxien im Laufe der Zeit in elliptische
Galaxien, in denen nicht mehr in größerem Umfang neue Sterne entstehen. Im Coma-Galaxienhaufen
gibt es daher deutlich mehr elliptische Galaxien als Spiralgalaxien.
Eine dieser wenigen Spiralen ist NGC 4921. Die Galaxie ist allerdings ein
recht blasser Vertreter und verfügt nicht über die leuchtend hellen Spiralarme,
die so typisch für diese Art von Galaxien sind. Stattdessen ist nur ein dunkler
Staubring zu erkennen sowie einzelne Sternhaufen aus hellen bläulichen Sterne,
die man auf dem Hubble-Bild gut erkennen kann. Ansonsten zeigt sich NGC
4921 relativ strukturlos, vor allem in den äußeren Bereichen.
Wegen der langen Belichtungszeit werden auf der Hubble-Aufnahme aber
noch ganz andere Details sichtbar: Überall sind Galaxien zu erkennen, die noch
viel weiter entfernt liegen als NGC 4921 - einige scheinen sogar durch NGC 4921
hindurch. Viele sind so weit entfernt, dass wir sie noch zu einem sehr frühen
Entwicklungsstadium sehen, in dem man noch nicht recht zwischen elliptischen und
Spiralgalaxien unterscheiden kann.
Mit den Hubble-Beobachtungen, aus denen das eindrucksvolle Bild von
NGC 4921 zusammengesetzt wurde, sollten eigentlich sogenannten Cepheiden in der
Galaxie aufgespürt werden. Diese Sterne ändern regelmäßig ihre Helligkeit. Die
Periode, mit der sie dies tun, hängt direkt mit der maximalen Helligkeit der
Sterne zusammen. So sind sie ideale Entfernungsindikatoren und würden es
ermöglichen, die Entfernung des Coma-Galaxienhaufens genau zu bestimmen - und
damit auch die Expansionsgeschwindigkeit des Universums.
Wegen des Ausfalls der Advanced Camera for Surveys Anfang 2007 konnte
das Beobachtungsprogramm aber nicht abgeschlossen werden. Die Astronomen hoffen
aber, ihre Arbeit nach der in diesem Jahr geplanten Service-Mission fortsetzen
zu können. Die Aufnahme wurde aus 50 Bildern durch einen Gelbfilter und 30
Aufnahmen mit einem Nahen-Infrarot-Filter zusammengesetzt. Die gesamte
Belichtungszeit betrug 17 bzw. zehn Stunden.
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