Barbara ein Doppel-Asteroid?
von Stefan Deiters astronews.com
4. Februar 2009
Französische und italienische Astronomen habe eine neue
Methode entwickelt, mit der auch Asteroiden vermessen werden können, die sich
bislang durch ihre Größe oder ihre Entfernung einer genaueren Untersuchung
entzogen haben. Mit dem neuen Verfahren entdeckten sie jetzt, dass es sich beim
Asteroiden (234) Barbara möglicherweise um einen Doppelasteroiden handeln könnte.
So könnte der
Asteroid (234) Barbara aussehen (künstlerische
Darstellung).
Bild: ESO / L. Calçada [Großansicht] |
"Die genaue Kenntnis der Größe und Form der Asteroiden ist
außerordentlich wichtig, um zu verstehen, wie sich in der Frühphase des
Sonnensystems aus winzigen Staubkörnchen größere Brocken gebildet haben
und wie sich diese seitdem durch Kollisionen und Wiederverschmelzungen
verändert haben", erläutert Marco Delbo vom Observatoire de la Côte
d'Azur die Bedeutung der von ihm geleiteten Untersuchung.
Asteroiden wurden bislang mit Hilfe der größten Teleskope auf der
Erde beobachtet, deren Auflösungsvermögen oft durch eine sogenannte
adaptive Optik verbessert wird, die die Störungen der Erdatmosphäre
weitgehend aus den Bildern herausfiltert. Außerdem verwendet man noch
Radarbeobachtungen, um mehr über einzelne Asteroiden zu erfahren.
Allerdings sind die direkten optischen Beobachtungen bislang auf die
etwa Hundert größten Asteroiden beschränkt gewesen. Radarbeobachtungen
wiederum setzen voraus, dass der Asteroid relativ dicht an der Erde vorüberfliegt.
Delbo und seine Kollegen haben nun eine neue Methode entwickelt, mit
deren Hilfe man noch Asteroiden mit einem Durchmesser von nur 15
Kilometern auflösen kann, die sich im rund 200 Millionen Kilometer
entfernten Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter befinden. In einer
Pressemitteilung vergleicht die Europäische Südsternwarte ESO dies mit
der Beobachtung eines Tennisballs in einer Entfernung von 1.000
Kilometern. Durch die neue Methode wird die Anzahl der Asteroiden, die
man studieren kann, dramatisch vergrößert. Außerdem werden nun auch
kleinere Asteroiden beobachtbar, die deutlich anders zusammengesetzt
sind als die größeren und schon besser untersuchten Asteroiden.
Für ihre neue Methode zur Asteroidenvermessung nutzten die
Astronomen die Zusammenschaltung von zwei 8,2 Meter-Teleskopen des
Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte auf dem Gipfel
des chilenischen Paranal. "Damit können wir eine Auflösung erreichen,
die der eines Teleskops mit einem Durchmesser gleicht, der dem Abstand der
beiden Teleskope entspricht", erläutert Teammitglied Sebastiano Ligori
vom italienischen INAF - Osservatorio Astronomico di Torini die
Vorteile dieser als Interferometrie bekannten Methode.
Ihr neues Verfahren testeten die Astronomen am
Asteroiden (234) Barbara, der im Asteroidengürtel liegt und schon
vorher wegen seiner ungewöhnlichen Eigenschaften aufgefallen war. Mit
Hilfe des Very Large Telescope Interferometers konnten die Astronomen
nun feststellen, dass der Asteroid offenbar eine sehr eigentümliche Form
besitzt. Am besten werden die Beobachtungen durch zwei Körper mit
Durchmessern von 37 bzw. 21 Kilometern wiedergegeben, die einen Abstand
von mindestens 24 Kilometern haben.
"Die beiden Teile scheinen sich zu überlappen", so Delbo, "deswegen
könnte der Asteroid entweder wie eine riesige Erdnuss aussehen oder es
könnten tatsächlich zwei Objekte sein, die sich gegenseitig umkreisen."
Dies wäre für die Astronomen ein Glücksfall, denn mit Durchmesser und Orbitdaten könnten sie auch die Dichte der
einzelnen Objekte bestimmen. "Barbara
ist eindeutig ein wichtiges Ziel für weitere Beobachtungen", so Ligori. Mit dem jetzt erfolgreich erprobten Verfahren zur
Asteroidenvermessung wollen die Forscher bald eine längere Untersuchung
von zahlreichen kleineren Asteroiden beginnen.
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