Licht ferner Welten von der Erde aus beobachtet
von Stefan Deiters astronews.com
19. Januar 2009
Astronomen ist es erstmals gelungen, das Licht zweier
Exoplaneten von der Erde aus zu beobachten und die Temperatur ihrer Atmosphären
zu bestimmen. Bislang waren entsprechende Untersuchungen nur mit
Weltraumteleskopen gemacht worden. Über die Beobachtungen berichten gleich zwei
Forscherteams in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics.
So stellt sich
ein Künstler den Stern OGLE-TR 56 und seinen
Planeten vor.
Bild: D. Sing (IAP) / A&A |
Die Entdeckung eines sogenannten Transitplanetens ist reine
Glücksachse: Damit man nämlich eine solche extrasolare Welt aufspüren kann, muss
sie - von der Erde aus gesehen - gerade vor ihrem Zentralstern vorüberlaufen und so
das Licht der fernen Sonne für einige Zeit geringfügig verdunkeln. Inzwischen wurden
trotzdem über 50 dieser Transitplaneten aufgespürt.
Noch schwieriger als die Entdeckung dieser Exoplaneten ist die Messung des
Lichts, das uns von diesen fernen Welten erreicht. Im Vergleich zu ihrer Sonne
senden die Planeten nämlich kaum Licht aus. Am ehesten sind sie noch im
Infraroten zu beobachten, vor allem dann, wenn sie ihre Sonne in großer Nähe
umrunden und ihre Atmosphären deswegen ausgesprochen heiß sind. Solche Planeten
nennen die Astronomen "heiße Jupiter", sofern es sich - wie bislang meist - um
Gasriesen handelt. Die Entdeckung der Wärmestrahlung dieser fernen Welten gelang
bislang allerdings nur vom Weltraum aus (astronews.com berichtete).
In der europäischen Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics
berichten
jetzt zwei Teams unabhängig voneinander von den ersten Beobachtungen des Lichts
zweier
Transitplaneten von der Erde aus. Das Team um Ernst de Mooij und Ignas Snellen
von der Universität im niederländischen Leiden visierte mit dem 4,2
Meter-William Herschel-Teleskop auf der Kanareninsel La Palma den Stern TReS-3
und seinen Planeten TReS-3b an. Dabei beobachteten sie das System genau in dem
Moment, als TReS-3b hinter seiner Sonne verschwand. Ihre Beobachtungen im
Infraroten - hier ist der Helligkeitsunterschied zwischen Planet und Stern am
geringsten - ermöglichte den Forschern auch eine Schätzung der Temperatur auf
der Tagseite des Planeten: Sie liegt bei über 1.700 Grad Celsius. Die
Bezeichnung "heißer Jupiter" ist also in jedem Fall gerechtfertigt.
Auch ein zweites Astronomenteam war erfolgreich: David Sing vom Institut d'Astrophysique de Paris
und Mercedes Lopez-Morales von der Carnegie Institution of
Washington beobachteten zusammen mit Kollegen den Planeten OGLE-TR-56b. Dessen
Mutterstern ist ausgesprochen heiß und wird von dem Planeten auf einer sehr
engen Bahn umrundet. Den Astronomen gelang es mit Hilfe des Very Large
Telescopes und des 6,5-Meter Magellan-Teleskops in Chile zu verfolgen, wie sich
das Licht von dem fernen System verändert, wenn der Planet hinter seiner Sonne
verschwindet.
Das Team konnte dies sogar im sichtbaren Bereich des Lichts verfolgen, da
der ferne Planet von seiner Sonne so sehr aufgeheizt wird, dass er auch eine
beobachtbare Menge an Licht im Optischen aussendet. Auch Sing und seine Kollegen
bestimmten die Atmosphärentemperatur des Planeten. Bei OGLE-TR-56b liegt sie bei
rekordverdächtigen 2.425 Grad Celsius. Die Temperatur deutet nach Ansicht der
Astronomen darauf hin, dass es in der Atmosphäre des Planeten nicht gelingt,
Wärme durch Winde von der Tag- auf die Nachtseite zu verteilen.
Die neuen Resultate sind für die Astronomen deswegen von Bedeutung, weil sie
eine direkte Messung der Temperatur dieser fernen Welten erlauben. Sie zeigen
zudem, dass man auch von der Erde aus einiges über extrasolare Planeten lernen
kann und man somit nicht allein auf Weltraumteleskope setzen muss.
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