Methan in der Atmosphäre nachgewiesen
von Stefan Deiters astronews.com
16. Januar 2009
Wissenschaftler haben erneut Methan in der Atmosphäre des
Mars nachweisen können. Da dieses Gas in der Atmosphäre des Roten Planeten sehr
schnell zerstört wird, muss es durch irgendwelche Prozesse immer wieder
freigesetzt werden. Die Forscher rätseln nun, ob hierfür ausschließlich
geologische oder vielleicht auch biologische Prozesse in Frage kommen.

Methan in
der Atmosphäre des Mars im nördlichen Sommer. Die
höchsten Methankonzentrationen sind rot
dargestellt.
Bild: Trent Schindler / NASA |
Die Entdeckung, von der die NASA gestern während einer großen
Pressekonferenz berichtete, gelang dem Wissenschaftlerteam durch gründliche
Beobachtung des Planeten über mehrere Marsjahre mit der Infrared Telescope
Facility der NASA und dem Keck-Teleskop auf Hawaii. Die Forscher
analysierten dabei das Licht des Mars mit einem Spektrometer und stießen dabei
auf drei sogenannte Absorptionslinien, die zusammen ein sicherer Hinweis auf
Methan in der Atmosphäre des Roten Planeten sind.
"Methan wird in der Mars-Atmosphäre auf ganz unterschiedliche Weise sehr
schnell wieder zerstört", erläutert Michael Mumma vom Goddard Space Flight
Center der NASA. "Deswegen bedeutet der Nachweis
von deutlichen Methanvorkommen über der Nordhalbkugel des Mars im Jahr 2003,
dass es irgendeinen Prozess geben muss, durch den das Gas freigesetzt wird."
Methan besteht aus vier Wasserstoffatomen und einem Kohlenstoffatom und ist
Hauptbestandteil der meisten natürlichen Gase auf der Erde. Methan
entsteht auch durch biologische Prozesse und ist als Treibhausgas, also als ein Gas,
das zur Erderwärmung beiträgt, jüngst in die Schlagzeilen geraten, da auch Kühe
große Mengen von Methan in die Atmosphäre abgeben. Es gibt allerdings auch rein
geologische Prozesse bei denen Methan entsteht.
"Bis jetzt haben wir noch nicht ausreichend Informationen darüber, ob das
Methan auf dem Mars geologischen oder biologischen Ursprungs ist", so Mumma.
"Allerdings verrät uns der Fund, dass der Mars immer noch 'lebt', zumindest im
geologischen Sinn. Es kommt einem so vor, als würde uns der Mars herausfordern
und sagen: Jetzt findet mal raus, was da los ist."
Sollte das Methan von winzigen Organismen produziert werden, so spekulieren
die Wissenschaftler, müssten sie sehr weit unter der Oberfläche leben, wo es so
warm ist, dass es auch flüssiges Wasser geben kann. Wasser ist entscheidend für
alle Formen des Lebens, die den Wissenschaftlern bislang bekannt sind.
"Auf der Erde gibt es Mikroorganismen, die mehrere Kilometer unter der
Oberfläche leben, etwa unterhalb des Witwatersrand-Gebirgszugs in Südafrika.
Hier spaltet natürlich vorkommende Radioaktivität Wassermoleküle in Wasserstoff
und Sauerstoff auf und die Organismen nutzen den Wasserstoff als Energiequelle",
erläutert Mumma. "Es könnte sein, dass ähnliche Organismen für Milliarden Jahre
unterhalb der Permafrostschicht des Mars überlebt haben. Das Wasser ist dort
flüssig, Strahlung könnte für Energie sorgen und Kohlendioxid für Kohlenstoff.
Methan, das sich hier im Laufe der Zeit ansammelt, könnte immer dann frei
werden, wenn sich in der warmen Jahreszeit Spalten an der Oberfläche öffnen."
Allerdings ist es genauso möglich, dass das Methan auch durch geologische
Prozesse entstanden ist - entweder in der Gegenwart oder bereits vor langer
Zeit. Obwohl es derzeit keine Hinweise auf aktiven Vulkanismus gibt, bei dem
etwa auf der Erde Methan frei wird, könnte das Gas in unterirdischen
Einschlüssen gefangen gewesen und jetzt freigesetzt worden sein. "Wir haben
mehrere Schwaden von Methan auf dem Mars beobachten können, in einer waren
19.000 Tonnen des Gases enthalten", so Teammitglied Geronimo Villanueva von der
Catholic University of America in Washington. "Die Schwaden waren
während der wärmeren Jahreszeiten, also im Frühling und Sommer, zu sehen,
eventuell weil Eis geschmolzen ist, das bis dahin Spalten verschlossen gehalten
hat."
Die Methanvorkommen sind nach Angaben der Forscher in Bereichen beobachtet
worden, von denen vermutet wird, dass früher hier einmal Wasser geflossen oder
zumindest Eis im Untergrund vorhanden ist. Um nun herauszufinden, ob das Methan
in der Marsatmosphäre biologischen oder geologischen Ursprungs ist, müsste man
das Gas genauer untersuchen. Dies ist aber nur mit zukünftigen Marsmissionen
möglich. Die Wissenschaftler hoffen da etwa auf das Mars Science Laboratory,
dessen Start für 2011 geplant ist.
In einer Presseerklärung betont die NASA, dass es sich um den "ersten
definitiven Nachweis" von Methan in der Atmosphäre des Mars handeln würde. Das
Gas war allerdings (wie berichtet) auch schon früher von Teleskopen auf der Erde
und auch von der europäischen Sonde Mars Express in der Marsatmosphäre
entdeckt worden, was schon vor einigen Jahren zu Spekulationen darüber führte,
ob das Methan biologischen oder geologischen Ursprungs ist.
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