Was tote Sterne über Planetenentstehung verraten
von Stefan Deiters astronews.com
6. Januar 2009
Amerikanische Astronomen haben mit Hilfe des
Weltraumteleskops Spitzer neue Daten über die Entstehung und
Entwicklung von Planeten gesammelt - und dies an ungewöhnlicher Stelle: Die
Forscher untersuchten die Überreste von Asteroiden um Weiße Zwergsterne. Das
Ergebnis: Das Material, aus dem beispielsweise die Erde besteht, scheint im
Universum recht häufig vorzukommen.
Asteroiden
zerbrechen zuweilen in der Nähe eines Weißen
Zwergs. Den dadurch entstehenden Staub haben
Astronomen nun mit Hilfe von Spitzer analysiert.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
"Wenn man die Asteroiden und terrestrischen Planeten in unserem
Sonnensystem zerkleinert, würde man den gleichen Staub erhalten, den wir in
diesen Sternsystemen beobachtet haben", erläutert Michael Jura von der
University of California in Los Angeles die Bedeutung der jetzt auf einer
Tagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in Long Beach
vorgestellten Ergebnisse. "Das heißt, dass diese Sterne auch Asteroiden wie
unsere Sonne und vielleicht auch terrestrische Planeten haben könnten." Jura
wird die Ergebnisse zusammen mit Kollegen auch in der Fachzeitschrift
Astronomical Journal veröffentlichen.
Asteroiden entstehen genau wie Planeten aus Material, das in einer
Staubscheibe um eine junge Sonne kreist. Die Staubpartikel verklumpen irgendwann
und es bilden sich mit der Zeit immer größere Objekte, bis schließlich Planeten
entstanden sind. Bei den Asteroiden handelt es sich um das Material, aus dem
kein richtiger Planet geworden ist.
Am Ende seines Lebens bläst sich ein Stern wie unsere Sonne zum Roten Riesen
auf und verschlingt dabei die inneren Planeten. Nach einer kurzen Phase, in der
der sterbende Stern Teile seiner äußeren Hülle ins All bläst, bleibt ein Weißer
Zwerg zurück, die äußerst kompakte Asche der ehemaligen Sonne. Gelegentlich kann
es dann passieren, dass ein Asteroid diesem Weißen Zwerg zu nahe kommt und durch
dessen Anziehungskraft auseinandergerissen wird.
Diese Überreste von zerbrochenen Asteroiden hat nun das Weltraumteleskop
Spitzer im Infraroten mit seinem Spektrographen genauer untersucht. Aus den
so gewonnenen Daten können die Astronomen einiges über die chemische
Zusammensetzung des Asteroidenstaubs um den Weißen Zwerg erfahren. Die
Astronomen haben jetzt die Ergebnisse ihrer Untersuchungen von sechs weiteren
Objekten vorgestellt, die zu den "verschmutzten Weißen Zwergen" gezählt werden.
Insgesamt wurde damit von Spitzer der Staub um acht dieser Objekte
genauer analysiert.
"Da wir jetzt eine etwas größere Anzahl dieser verschmutzten Weißen Zwerge
haben, müssen wir davon ausgehen, dass die Ereignisse, die zur Verschmutzung
geführt haben, nicht so selten sind", erläutert Jura. In allen acht Systemen
konnte Spitzer Silikatverbindungen nachweisen, die dem Mineral Olivin
ähneln, das man häufig auf der Erde findet. "Das deutet darauf hin, dass die
festen Brocken um diese Sterne sich ganz ähnlich entwickelt haben, wie die
Objekte in unserem Sonnensystem."
Die Astronomen vermuten, dass in jedem dieser Systeme ein Asteroid innerhalb
der letzten eine Million Jahre zerbrochen ist. Der größte dieser Asteroiden
muss einen Durchmesser von etwa 200 Kilometern gehabt haben. Jura erwartet, dass
die interessantesten Entdeckungen noch bevorstehen: Die Asteroiden um einen
Weißen Zwerg würden nämlich in deutlich kleinere Partikel zerbrechen als um noch
"lebende" Sterne. Dadurch würden bei der Analyse des Staubs deutlich mehr
Details zu erkennen sein. "Es ist so, als würde der Weiße Zwerg den Staub extra
für unsere Untersuchungen vorbereiten."
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