Blick auf weihnachtlichen Sternhaufen
von Stefan Deiters astronews.com
24. Dezember 2008
Kurz vor Weihnachten veröffentlichte die Europäische
Südsternwarte ESO ein wahrhaft weihnachtliches Bild: Es zeigt die Region NGC
2264, in der unter anderem der Weihnachtsbaum-Sternhaufen zu finden ist.
Außerdem lassen sich in dem rund 2.600 Lichtjahre entfernten Gebiet zahlreiche
andere eigentümliche Objekte entdecken.
Blick auf die
Region NGC 2264 mit dem
Weihnachtsbaum-Sternhaufen.
Bild: ESO
[Großansicht] |
NGC 2264 liegt in rund 2.600 Lichtjahren Entfernung im Sternbild
Einhorn und ist damit am Himmel nicht weit vom bekannten Sternbild Orion entfernt. Das
jetzt von der Europäischen Südsternwarte veröffentlichte Bild zeigt eine
Region, die etwa 30 Lichtjahre durchmisst. Zu den ersten Astronomen, die diese
Gegend gründlicher untersucht haben, gehörte Ende des 18. Jahrhunderts William
Herschel. Im Januar 1784 entdeckte er zuerst den hellen Sternhaufen. Zwei Jahre
später zu Weihnachten bemerkte er dann den
helleren Teil der glühenden Gaswolke.
Der Sternhaufen ist sehr auffällig und kann schon mit einem Fernglas ohne
Probleme beobachtet werden. Schaut man durch ein kleines Teleskop sehen die
Sterne des Haufens aus wie die glitzernden Lichter eines Weihnachtsbaums. Der
helle Stern auf der Spitze des Baums ist sogar so hell, dass man ihn mit bloßem
Auge sehen kann. Es handelt sich dabei um ein Mehrfach-Sternsystem, das erst vor
wenigen Millionen Jahren aus dem Gas und Staub zum Vorschein gekommen ist.
Doch auf dem Bild finden sich noch weitere interessante Objekte, etwa der
Konusnebel am unteren Rand. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte
HII-Region, also ein Gebiet mit molekularem Wasserstoff. Die Region rechts neben
dem hellsten Stern erinnert ein wenig an ein Fell, weswegen sie zuweilen auch
Fuchsfellnebel genannt wird. Das weihnachtliche Rot auf dem überwiegenden Teil
des Bildes ist den gewaltigen Gaswolken zu verdanken, die von der intensiven
ultravioletten Strahlung der jungen Sterne dieser Region zum Leuchten angeregt
werden. Die Sterne selbst erscheinen bläulich. Sie sind deutlich heißer, jünger
und massereicher als unsere Sonne.
Für die Astronomen ist diese Region ein idealer Ort, um zu untersuchen, wie
Sterne entstehen. Dabei ist der im Bild sichtbare Bereich nur ein kleiner Teil
einer großen Region, in der viele neue Sterne entstehen. Manche faszinierenden
Objekte verstecken sich zudem noch im Nebel. Zwischen dem Konusnebel und dem
hellsten Stern am oberen Bildrand liegen beispielsweise zahlreiche stellare
Kinderstuben, in denen gerade junge Sterne entstehen. Man kann sogar Anzeichen von
heftigen stellaren Winden entdecken, die von den stellaren Embryos stammen.
Das Bild entstand aus Daten, die mit Hilfe des Wide Field Imagers (WFI) am
2,2-Meter Max-Planck/ESO-Teleskop am La Silla Observatory in Chile gemacht
wurden. Das Teleskop steht in 2.400 Metern Höhe in der Atacama-Wüste. Um diese
Aufnahme zu ermöglichen, wurde der Weihnachtsbaum-Sternhaufen mehr als zehn
Stunden lang mit einer Reihe von Spezialfiltern beobachtet.
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