Infrarotblick in den Schwanennebel
von Stefan Deiters astronews.com
9. Dezember 2008
Ein neues Bild des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer
zeigt den Schwanennebel M17, eine turbulente Sternentstehungsregion in rund
6.000 Lichtjahren Entfernung. Eindrucksvoll ist zu erkennen, wie der Wind von
jungen Sternen das umliegende Material des Nebels beeinflusst und wie sich
Bugwellen-artige Stoßfronten ausbilden.
Spitzers Blick
auf den Schwanennebel.
Bild: NASA/JPL-Caltech / Univ. of Wisc.
[Großansicht]
Der Bildausschnitt zeigt die entdeckten
Stoßfronten.
Bild: NASA/JPL-Caltech / Univ. of Wisc. |
"Die Sterne sind wie Felsen in einem reißenden Fluss", meint Matt
Povich von der University of Wisconsin. "Starke Winde von den
massereichsten Sternen im Zentrum der Wolke sorgen für einen gewaltigen Strom
aus sich ausdehnendem Gas. Dieses Gas staut sich dann zusammen mit Staub an
Stellen, wo der Wind von anderen massereichen Sternen sich dem Materiestrom
entgegenstellt". Povich ist Hauptautor eines Beitrags über die Beobachtungen,
der morgen in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal erscheint.
Das von Povich und seinen Kollegen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop
Spitzer untersuchte Sternentstehungsgebiet liegt in rund 6.000 Lichtjahren
Entfernung im Sternbild Schützen. Es ist unter dem Namen Messier 17 (M17) oder
auch als Schwanennebel oder Omega-Nebel bekannt.
Im Zentrum des Nebels befinden sich eine Reihe von äußerst massereichen
Sternen, die teilweise mehr als die 40-fache Masse unserer Sonne aufweisen. Sie
sind 100.000 bis zu einer Millionen Mal heller als unser Zentralgestirn und
blasen Strahlung und Partikel mit hoher Geschwindigkeit ins All. Die geladenen
Teilchen von diesen Sternen können dabei bis auf 7,2 Millionen Kilometer pro
Stunde beschleunigt werden. Der Wind und die Strahlung sorgen für die Aushöhlung
in der Mitte des Bildes und regen auch die Entstehung neuer Sterne an.
Das Gas am Rande des sich ausdehnenden Leerraums trifft irgendwann auf die
Winde von anderen Sternen. Vor diesen entstehen dann Bugwellen-artige
Stoßfronten, von denen drei auf der jetzt veröffentlichten Aufnahme zu finden
sind. Die Ausrichtung der Stoßrichtung verrät den Astronomen die "Windrichtung"
in dem Nebel. "Diese Fronten sind wie interstellare Wetterfahnen, die uns die
Richtung des stellaren Windes verraten", so Povich, der mit seinem Team auch in
einer zweiten Sternentstehungsregion mehrere dieser Stoßfronten um Sterne
entdeckte.
Der Fund gelang dank der Infrarotbeobachtungen, die einen Blick durch den
Staub ermöglichten. Die Untersuchungen sollten den Astronomen helfen, mehr über
die Entstehung von Sonnensystemen und deren Überleben in einer harschen
kosmischen Umgebung zu erfahren.
"Das Gas, das zum Leuchten gebracht wird, sieht so dünn und zerbrechlich aus,
aber der Anschein trügt manchmal", meint Teammitglied Robert Benjamin von der
University of Wisconsin. "Diese Stoßfronten erinnern uns daran, dass
Sterne nicht in ruhigen Kinderstuben geboren werden, sondern in sehr turbulenten
Regionen, in denen es Winde gibt, die heftiger sind als alles, was wir von der
Erde her kennen."
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