Neuer Galaxientyp entdeckt?
von
Rainer Kayser
1. Dezember 2008
Seit einiger Zeit helfen Hobbyforscher Astronomen bei der Klassifikation von Galaxien.
Dabei ergab sich schon so mancher überraschender Fund. Jetzt berichteten die
Wissenschaftler des Projektes Galaxyzoo, dass sie offenbar eine neue Art von Sternsystemen
aufgespürt haben. Dabei könnte es sich um das bislang fehlende Bindeglied
zwischen elliptischen Galaxien und Spiralgalaxien handeln.
Handelt es sich
bei roten Spiralgalaxien um ein
Zwischenstadium zwischen elliptischen Galaxien
und Spiralgalaxien?
Bild:
University of Nottingham |
Auf eine neue Art von Spiralgalaxien sind die Astronomen im Rahmen einer umfangreichen Musterung von Galaxienbildern gestoßen. Im Gegensatz zu normalen Spiralgalaxien zeigen die neuen Systeme eine rötliche Farbe - ein Zeichen dafür, dass dort kaum noch neue Sterne entstehen. Die Forscher sehen in den roten Spiralen ein bislang vermisstes Bindeglied zwischen Spiralgalaxien und Elliptischen Galaxien.
Beim Projekt Galaxyzoo helfen Hunderttausende von Freiwilligen über das Internet dabei, das Aussehen von Millionen von Galaxien zu klassifizieren
(astronews.com berichtete). Die Galaxienbilder stammen aus dem Sloan Digital Sky Survey,
der bislang umfangreichsten Durchmusterung des Himmels nach Sternsystemen. Die
Wissenschaftler nutzen bei Galaxyzoo die erstaunliche Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Muster zu erkennen, die bislang jeder automatischen Software überlegen ist. Es gäbe jedoch auf der ganzen Welt nicht genügend Astronomen, um alle Galaxienbilder in Augenschein zu nehmen - deshalb greifen die Forscher auf die Hilfe von Laien zurück.
Bei den meisten Galaxien handelt es sich entweder um Spiralgalaxien wie unsere
Milchstraße, in denen ständig viele neue Sterne entstehen und die deshalb
bläulich leuchten, oder um Elliptische Galaxien, in denen die Entstehung neuer
Sterne fast vollständig zum Erliegen gekommen ist und die deshalb rötlich
strahlen. Beim Galaxyzoo-Projekt wurden nun jedoch viele rote Galaxien entdeckt, die nicht elliptisch sind, sondern deutlich ausgeprägte Spiralarme zeigen.
"Es muss einen Grund dafür geben, dass in diesen Spiralgalaxien die Sternentstehung aufgehört hat - aber die Ursache muss so moderat sein, dass sie die Spiralarme der Galaxien nicht zerstört", erklärt Steven Bamford von der
University of Nottingham, der das Projekt Galaxyzoo
leitet. Detaillierte Beobachtungen ausgewählter Himmelsregionen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop
Spitzer liefern eine mögliche Erklärung: Die Sternenstehungsrate in den roten Spiralen ist umso geringer, je weiter im Inneren eines Galaxienhaufens die Systeme sich befinden. Offenbar führt die Wechselwirkung mit ihrer Umgebung zu einer Verlangsamung der Sternentstehung, möglicherweise, weil sie den Galaxien Gas, also den Rohstoff für die Produktion neuer Sterne, entreißt.
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