Was passiert auf der Oberfläche von Eris?
von
Rainer Kayser
18. November 2008
Der Zwergplanet Eris, der für einige Monate als "zehnter"
Planet Schlagzeilen machte, befindet sich derzeit nahe dem sonnenfernsten Punkt
seiner Bahn. Seine Oberfläche sollte daher eigentlich tiefgefroren sein und
inaktiv. Trotzdem haben Astronomen hier nun unerwartete Veränderungen entdeckt.
Verfügt der Zwergplanet also über aktive Eisvulkane?

HST-Bild von
Eris und dem Mond Dysnomia.
Foto: NASA,
ESA und Mike Brown (Caltech) |
Der Zwergplanet Eris ist derzeit etwa einhundert Mal weiter von der Sonne
entfernt als die Erde. Da erwarten die Astronomen keine jahreszeitlichen
Veränderungen auf dem eisigen Himmelskörper. Und doch hat ein Team
amerikanischer Forscher nun Änderungen auf der Oberfläche des Zwergplaneten
beobachtet. Die Konzentration von gefrorenem Stickstoff habe sich innerhalb von
zwei Jahren deutlich geändert, berichten die Planetenforscher in ihrem demnächst
im Fachblatt Icarus
erscheinenden Bericht.
Eris ist mit einem Durchmesser von etwa 2.400 Kilometern das größte bekannte Objekt im Kuiper-Gürtel jenseits der Bahn des Planeten Neptun.
560 Jahre benötigt der Zwergplanet für einen Umlauf um die Sonne.
Spektroskopische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Oberfläche des Himmelskörpers mit gefrorenem Methan und Stickstoff bedeckt ist.
Die Beobachtungen von Stephen Tegler von der Northern Arizona University in Flagstaff und seinen Kollegen mit dem 6,5 Meter großen
Multiple Mirror Telescope auf dem Mount Hopkins in Arizona zeigen nun, dass sich die Konzentration des gefrorenen Stickstoffs zwischen 2005 und 2007 signifikant verändert hat. Da Eris sich derzeit nahe dem sonnenfernsten Punkt seiner Bahn befindet, kommen solche Veränderungen für die Astronomen überraschend: Eigentlich sollte die Oberfläche des Himmelskörpers tief gefroren und inaktiv sein, so Tegler.
Eine mögliche Erklärung wäre, dass es auf Eris so genannten Kryo-Vulkanismus gibt. Dabei treten Methan, Stickstoff und andere Stoffe in flüssiger oder gasförmiger Form aus dem wärmeren Inneren des Zwergplaneten an die Oberfläche und können dann neue Eisablagerungen bilden. Es ist jedoch unklar, ob Eris in seinem Inneren warm genug ist, um einen solchen Eis-Vulkanismus zu erlauben. Tegler und seine Kollegen wollen Eris jedenfalls weiter beobachten, um das Rätsel des Zwergplaneten zu lösen.
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