Tiefster UV-Blick ins All
von Stefan Deiters astronews.com
10. November 2008
Die europäische Südsternwarte ESO hat jetzt den bislang
tiefsten Blick ins All veröffentlicht, der von der Erde aus im ultravioletten
Bereich des Lichts gewonnen wurde. Das überwiegend mit dem Very Large
Telescope gemachte Bild umfasst 27 Millionen Pixel und zeigt unzählige,
weit entfernte Galaxien in ganz verschiedenen Formen.

Der tiefste
UV-Blick ins All von der Erde.
Bild: ESO / Mario Nonino, Piero Rosati
und das ESO GOODS Team
[Großansicht] |
Tiefe Blicke ins All haben etwas Faszinierendes: Wie wohl kaum
andere Bilder vermitteln die Ansichten von Millionen weit entfernter Galaxien
einen Eindruck von der Größe des Universums. Da die Astronomen davon ausgehen,
dass das Weltall im Prinzip in jede Richtung gleich aussieht, haben sie für ihre
tiefen Blicke ins All - und damit auch in die Vergangenheit - Regionen am Himmel
ausgewählt, die einen möglichst ungestörten Blick aus unserer Galaxie in die
Ferne bieten. Hier stören keinen nahen Sterne, Nebel oder Galaxien die
Beobachtungen und erlauben so, durch stundenlanges Schauen, auch entfernte
Systeme zu studieren. Die Analyse von Galaxie in großer Entfernung gibt des
Wissenschaftlern wichtige Anhaltspunkte dafür, wie Galaxien entstehen und sich
entwickeln.
Eines der wohl am besten untersuchten Flecken am Himmel ist das sogenannte
Chandra Deep Field - South. Es ist eine von zwei Regionen, die für den
Great Observatorys Origins Deep Survey (GOODS) ausgewählt wurde. Im
Rahmen dieses Projektes sollen mit den unterschiedlichsten Teleskopen und in den
verschiedensten Wellenlängenbereichen tiefe Beobachtungen vorgenommen werden.
Dabei reicht das Spektrum vom Bereich der Röntgenstrahlen bis hin zu
Radiowellen.
Das jetzt von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichte Bild des
Chandra Deep Field - South wurde mit dem Instrument VIMOS des Very
Large Telescope und mit dem Wide-Field-Imager am 2,2-Meter
MPG/ESO-Teleskope in La Silla gemacht. VIMOS hat für die Aufnahme insgesamt 55
Stunden Daten gesammelt, dabei wurden im sogenannten U-Band 40 Stunden
beobachtet sowie Archivmaterial im R-Band ergänzt, das etwa 15 Stunden
Beobachtungszeit entspricht.
Das daraus resultierende und jetzt veröffentlichte Bild ist der tiefste
bislang veröffentlichte Blick ins All in diesem Wellenlängenbereich von der Erde
aus. Nahezu alle Objekte auf dem Bild sind Galaxien, jede enthält viele
Milliarden Sterne. Dank der langen Belichtungszeit sind auf der Ansicht auch
noch Galaxien auszumachen, die mehr als eine Milliarde Mal leuchtschwächer sind
als Objekte, die man gerade noch mit bloßem Auge erkennen kann. Auf der gesamten
Aufnahme sind nur ganz wenige Sterne aus unserer eigenen Galaxie zu sehen.
Das sogenannte U-Band ist ein Wellenlängenbereich der an der Grenze zwischen
dem sichtbaren Bereich des Lichts und der ultravioletten Strahlung liegt.
Beobachtungen sind in diesem Bereich von der Erde aus schwierig, da die
Atmosphäre einen großen Teil der ultravioletten Strahlung verschluckt. Deswegen
können auch Beobachtungen bei noch kürzeren Wellenlängen nur noch aus dem
Weltall durchgeführt werden. Für Beobachtungen im U-Band von der Erde aus muss
man exzellente Beobachtungsorte haben, wie beispielsweise die Atacama-Wüste, in
der das Very Large Telescope steht. Zusätzlich sind spezielle
Instrumente für die Beobachtung nötig.
|
ESO, Europäische Südsternwarte
|
|