Eindrucksvoller Blick in den Krebsnebel
von Stefan Deiters astronews.com
6. November 2008
Die NASA hat jetzt ein eindrucksvolles Bild des im
Röntgenbereich leuchtenden Pulsarwind-Nebels des Krebsnebel-Pulsars
veröffentlicht, das das Röntgenteleskops Chandra gemacht hat. Es zeigt
erstmals die fein gewundenen Grenzlinien des Pulsarwind-Nebels. Sie verraten
einiges über die Vorgänge im Inneren des rund 6.000 Lichtjahre entfernten
Objekts.

Chandras Blick
auf den im Röntgenbereich leuchtenden Pulsarwind-Nebel
des Krebsnebel-Pulsars.
Bild: NASA / CXC / SAO / F. Seward et al.
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Der Pulsarwind-Nebel erhält seine Energie von einem schnell
rotierenden Neutronenstern im Zentrum des Nebels, der zudem über ein
außerordentlich starkes Magnetfeld verfügt. Der Neutronenstern - oder Pulsar - ist
als heller Punkt im Zentrum des Nebels zu sehen. Das starke Magnetfeld und die
schnelle Rotation ist für manche Struktur in dem Nebel verantwortlich. So
entstehen gewaltige gebündelte Teilchenströme, sogenannte Jets, die vom Nord-
und Südpol des Pulsars ins All hinausschießen. Aus der Äquatorregion stammt
zudem ein starker Wind.
Diese innere Region des Krebsnebels ist nun auf dem gestern veröffentlichten
neuen Bild des NASA-Röntgenteleskops Chandra zu sehen. Der innere, im
Röntgenbereich deutlich erkennbare helle Ring markiert nach Ansicht der
Astronomen den Bereich, in dem das vom Pulsar stammende Material auf das
umgebende Material des Nebels trifft. Dadurch entsteht eine Stoßwelle. Hiervon
ausgehend wandern energiereiche Elektronen und Positronen weiter nach außen und
bringen auch den äußeren Ring im Röntgenbereich zum Leuchten - genau wie den
Rest des Nebels.
Die Finger-artigen Ausbuchtungen, die Bögen und die scharf abgegrenzten
Einschnitte im Nebel deuten darauf hin, dass das Magnetfeld des Nebels und die
Filamente aus kühlerer Materie die Bewegung der Elektronen und Positronen
beeinflussen. Die Teilchen können sich entlang der Magnetfeldlinien sehr schnell
bewegen und viele Lichtjahre zurücklegen, bevor sie ihre Energie abstrahlen.
Senkrecht zum Magnetfeld bewegen sie sich deutlich langsamer und verlieren ihre
Energie schon, nachdem sie eine nur kurze Strecke zurückgelegt haben.
Dieser Effekt, so die Wissenschaftler, würde die Strukturen in dem Pulsarwind-Nebel
erklären können. Nur für die deutlichen Einbuchtungen am linken und rechten
unteren Rand des Nebels haben sie eine andere Erklärung parat: Hierbei könnte es
sich um Überreste eines ringförmigen Magnetfelds handeln, das mit dem
Vorgängerstern des Pulsars verbunden war.
Der Krebsnebel ist die Folge einer Supernova-Explosion am 4. Juli 1054.
Damals tauchte am Himmel ein neuer Stern auf, der so hell war, dass er - nach
chinesischen Berichten - sogar für einige Wochen tagsüber mit bloßem Auge zu
erkennen war. Der Krebsnebel ist ungefähr 6.000 Lichtjahre von der Erde entfernt
und liegt im Sternbild Stier. Die Daten für das Bild nahm Chandra in
den Jahren 2001 und 2004 auf. Die Farbenvariationen stehen für verschiedene
Intensitäten der Röntgenstrahlung.
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