Gewichtiges Doppel in Sternentstehungsgebiet
von Stefan Deiters astronews.com
22. Oktober 2008
Die Europäische Südsternwarte ESO hat jetzt eine neue
Aufnahme der Sternentstehungsregion Gum 29 veröffentlicht. Im Zentrum dieser
stellaren Kinderstube befindet sich der Sternhaufen Westerlund 2, in dem sich
eines der massereichsten Doppelsternsysteme verbirgt, das den Astronomen bekannt
ist. Die beiden Sterne haben jeweils die mehr als 80-fache Masse unserer Sonne.
Das
Sternentstehungsgebiet Gum 29. Im Zentrum der
Sternhaufen Westerlund 2, in dem sich ein äußerst
massereiches Doppelsternsystem befindet.
Bild: ESO [Großansicht]
Das massereiche
Sternenduo in Westerlund 2 (Kreuz).
Bild: ESO |
Bei Gum 29 handelt es sich um eine gewaltige Wasserstoffwolke. Die
Strahlung der jungen Sterne im Zentrum der Wolke sorgte dafür, dass der
Wasserstoff ionisiert wurde, also seine Elektronen verloren hat. Astronomen nennen
solche Gebiete HII-Regionen. Gum 29 hat einen Durchmesser von über 200
Lichtjahren. Er ist der 29. Eintrag in einem Katalog, den der australische
Astronom Colin Stanley Gum im Jahr 1955 zusammengestellt hat.
Im Zentrum des jetzt von der Europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichten Bildes liegt deutlich erkennbar der Sternhaufen Westerlund
2. Nach jüngsten Messungen ist dieser ungefähr 26.000 Lichtjahre von
der Erde entfernt und liegt damit am äußeren Rand des Carina-Spiralarms der
Milchstraße. Die Entfernung zu Westerlund 2, der mit nur ein bis zwei
Millionen Jahren äußerst jung ist, war in den vergangenen Jahren sehr
umstritten.
Der junge Sternhaufen birgt eine Besonderheit: Schon frühere Beobachtungen
haben gezeigt, dass sich in ihm zwei Sterne befinden, die ein außergewöhnliches
Doppelsternsystem bilden. Sie haben eine Masse, die der 82- bzw. 83-fachen Masse
unserer Sonne entspricht und umrunden einander alle 3,7 Tage. Damit gehört das
System zu den massereichsten Doppelsternsystemen, das die Astronomen kennen.
Die beiden stellaren Partner gehören zu den sogenannten Wolf-Rayet-Sternen.
Dabei handelt es sich um massereiche Sterne, die sich am Ende ihres nuklearen
Lebens befinden und gewaltige Mengen an Material ins All abstoßen. Beobachtungen
im Röntgenbereich haben gezeigt, dass das Material der beiden Sterne kollidiert,
was zur Entstehung intensiver Röntgenstrahlung führt.
Das jetzt veröffentlichte Bild entstand mit Hilfe des Wide Field Imagers,
der am 2,2 Meter Max-Planck/ESO-Teleskop im chilenische La Silla montiert ist.
Das Teleskop befindet sich in einer Höhe von 2.400 Metern in der Atacama-Wüste.
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ESO, Europäische
Südsternwarte
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