Weniger Objekte als gedacht?
von Stefan Deiters astronews.com
7. Oktober 2008
Zwei Jahre lang haben amerikanische und taiwanesische
Astronomen systematisch den Himmel nach Kuiper-Gürtel-Objekten abgesucht, die
einen Durchmesser zwischen drei und 18 Kilometern haben. Jetzt legten die
Forscher erste Ergebnisse vor: Im Kuiper-Gürtel jenseits der Neptunbahn gibt es
danach weniger Objekte dieser Größe als manche Theorien vorhersagen.
Im Kuiper-Gürtel
jenseits der Neptunbahn könnte es weniger Objekte
geben als gedacht.
Bild: NASA / JPL-Caltech / T. Pyle (SSC) |
Der sogenannte Kuiper-Gürtel ist ein Bereich jenseits der
Neptunbahn, in dem sich zahlreiche Brocken der verschiedensten Größen finden
lassen. Bei den Objekten des Kuiper-Gürtels handelt es sich um Überreste aus der
Entstehung des Sonnensystems, deren Existenz zunächst rein theoretisch
vorhergesagt worden war. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde das erste
Kuiper-Gürtel-Objekt entdeckt.
Und dann ging es Schlag auf Schlag: Der Fund immer weiterer und auch größerer
Objekte in dieser Region führte letztlich dazu, dass Pluto vor rund zwei Jahren
seinen Planetenstatus verlor. Schon lange zuvor waren sich Astronomen im Grunde
genommen darüber einig gewesen, dass Pluto eigentlich nur ein besonders großes
Objekt des Kuiper-Gürtel ist. Pluto gilt inzwischen als Zwergplanet, genau wie
Eris, Makemake oder Haumea, die sich auch in dieser Region befinden.
Doch wie viele Objekte gibt es dort tatsächlich? Genauere Angaben über Anzahl
und Größe von Kuiper-Gürtel-Objekten würden den Astronomen einiges über die
Entstehungsgeschichte der Region und auch des Sonnensystems verraten. Auch im
Kuiper-Gürtel sollte es nämlich immer wieder zu Kollisionen kommen, Objekte
dabei zerstört werden oder aber sich zu noch größeren Objekten zusammenballen -
all dies entscheidende Vorgänge bei der Entstehung von Objekten im Sonnensystem.
Dass es einige wenige große Objekte im Kuiper-Gürtel gibt, ist spätestens
seit der Diskussion um Pluto jedermann bekannt. Doch wie viele kleinere Objekte
sind in jener Region zu finden? Werden es mit abnehmender Größe immer mehr?
Diese Frage will ein taiwanesisch-amerikanisches Forscherteam mit dem
Taiwanese-American Occultion Survey (TAOS) beantworten, bei dem die
Astronomen jetzt gezielt nach Objekten mit einem Durchmesser zwischen drei und
28 Kilometern gesucht haben.
Da man diese winzigen Brocken nicht direkt sehen kann, fahndeten die
Astronomen nach Sternen, die kurz aufflackern, wenn ein Kuiper-Gürtel-Objekt von
der Erde aus gesehen vor ihnen entlangwandert. Über 200 Beobachtungsstunden an
Datenmaterial wurde inzwischen ausgewertet, doch entdeckt haben die Forscher
keinen einzigen aus dem gesuchten Grund flackernden Stern.
Dieses "Null-Ergebnis" ist allerdings weit weniger enttäuschend als es auf
den ersten Blick erscheinen mag: Es liefert nach Angaben der Forscher nämlich
ein sehr deutliche obere Grenze für die Anzahldichte der Kuiper-Gürtel-Objekte
in diesem Größenbereich. Danach gibt es deutlich weniger Objekte in jener Region
als dies einige Theorien vorhersagen. Eventuell haben sich also kleinere Objekte
schon zu größeren Brocken zusammengefunden oder aber wurden durch wiederholte
Kollisionen in so kleine Einzelteile zerlegt, dass sie mit dem Survey nicht mehr
aufgespürt werden konnten.
Die Forscher stellten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal Letters vor.
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