Supernova-Fund im Archiv
von
Rainer Kayser
26. September 2008
Im Jahr 1995 oder 1996 explodierte eine der uns am nächsten
gelegenen Supernova der vergangenen 25 Jahre - und niemand hat etwas davon
bemerkt. Erst fünf Jahre später stießen Astronomen zufällig auf eine ihnen
unbekannte Röntgenquelle. Eine anschließende Recherche in Datenarchiven von 18
verschiedenen Sternwarten entlarvte schließlich die übersehene Supernova.
Auf diesem Bild der Zirkel-Galaxie, das durch eine Kombination von
Röntgendaten und optischen Daten entstand, ist
die erst jetzt entdeckte Supernova 1996cr zu
sehen (unten rechts).
Bild:
NASA / CXC /
Columbia / F. Bauer et al (Röntgen) / NASA /
STScI / UMD / A.Wilson et al.) / ESA
(optisch) [Großansicht] |
Irgendwann zwischen Februar 1995 und März 1996 leuchtete am Südhimmel eine Supernova auf - doch weder Astronomen noch Hobby-Sterngucker bemerkten damals den explodierenden Stern. Erst fünf Jahre später stieß ein amerikanischer Forscher zufällig auf eine unbekannte Röntgenquelle in einer
zwölf Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie. Die Suche in den Datenarchiven von 18 verschiedenen Sternwarten entlarvte das Objekt schließlich als eine der uns am nächsten gelegenen Supernovae der vergangenen 25 Jahre.
"Diese Sternexplosion ähnelt in vielerlei Hinsicht der Supernova 1987A", erklärt Franz Bauer von der
Columbia University in New York, der die Röntgenquelle entdeckt und gemeinsam mit Kollegen anderer Institute die Archivdaten durchforstet hat. Die Supernova von 1987 explodierte in der Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße, und ist die am besten beobachtete Supernova der Neuzeit.
"Supernovae in geringer Entfernung lassen sich in allen Einzelheiten untersuchen, sind aber sehr selten", sagt Bauer,
"deshalb ist ein solcher Fund von großer Bedeutung." Ohne die immense Menge der Archivdaten wäre es nicht möglich gewesen, die Sternexplosion nachzuweisen, so der Forscher weiter:
"Wir sind damit wahrhaftig in ein neues Zeitalter der Internet-Astronomie
eingestiegen."
Beobachtungen mit dem amerikanischen Röntgenweltraumteleskop Chandra zeigen, dass die Supernova von 1996/97 im Röntgenbereich langsam heller wird - ein ungewöhnliches Verhalten, das die Astronomen bislang nur von 1987A kannten. Bauer und seine Kollegen schließen daraus, dass die Vorgängersterne vor ihrer Explosion durch einen starken
"Sternwind" eine Blase in dem interstellaren Gas ihrer Umgebung erzeugt hatten. In dieser Blase konnte sich die Explosion zunächst ungehindert ausbreiten. Erst als das bei der Explosion ausgestoßene Material auf den Rand der Blase stieß, begann sich das Gas aufzuheizen und im Röntgenbereich zu strahlen. Da sie nun zwei Beispiele für einen solchen Verlauf haben, vermuten die Astronomen, dass die Bildung von Blasen eine häufige Erscheinung vor Supernova-Explosionen ist.
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