Deutsche Satellitenflotte erfolgreich gestartet
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
29. August 2008
Am 29. August 2008 um 9.15 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit
(13.15 Uhr Ortszeit) ist die RapidEye-Satellitenflotte erfolgreich vom
Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus gestartet. Die fünf baugleichen
Erdbeobachtungssatelliten sollen Daten aus dem All für die zivile Nutzung
liefern und können eine Region der Erde täglich mit einer Auflösung von 6,5
Metern beobachten.

Die fünf baugleichen
RapidEye-Erdbeobachtungssatelliten sollen Daten
aus dem All für die zivile Nutzung liefern.
Bild: SSTL (UK) |
RapidEye ist vor allem auf die kommerzielle Anwendung für
Landwirtschaft, Versicherungen, Ernährungsindustrie und Organisationen im
Bereich der Katastrophenhilfe ausgerichtet. Die künftigen Produkte umfassen
thematische Karten zur Ernteplanung und Bestimmung von Ernteschäden wie auch
digitale Höhenmodelle und Schadenskartierungen. Darüber hinaus werden die
Informationen staatlichen und internationalen Einrichtungen zur Verfügung
gestellt. Als Schnittstelle zur Wissenschaft dient das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR), das dieses Vorhaben der RapidEye AG in Brandenburg
mit 15 Millionen Euro förderte.
Zum Start des Satelliten-Quintetts RapidEye erklärte Jochen Homann,
Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: "Mit
RapidEye leistet Deutschland einen wesentlichen Beitrag, um an dem weltweit
wachsenden Markt an Geo- und Satellitenbilddaten zu partizipieren. Die heutige
Informationsgesellschaft ist zunehmend auf Daten dieser Qualität angewiesen und
der kommerzielle Datenvertrieb stellt einen weltweit rasch wachsenden wichtigen
Wirtschaftsfaktor dar. Deutsche Unternehmen müssen an den rasanten Entwicklungen
dieser hochtechnologischen und zukunftsorientierten Wirtschaftszweige
teilhaben."
Dr. Ludwig Baumgarten, Mitglied des DLR-Vorstandes und verantwortlich für die
DLR Raumfahrt-Agentur, zum geglückten Start der Flotte: "Der RapidEye-Start
stellt einen weiteren Meilenstein für Deutschland auf dem Weg zur europäischen
Führung bei Satellitenprojekten im Bereich der Erdbeobachtung dar. Nach
TerraSAR-X ist RapidEye das zweite große Vorhaben der Raumfahrt,
das wir als so genannte Public Privat Partnership initiieren konnten.
Die deutsche Raumfahrt ist damit Vorreiter in der privatwirtschaftlichen Nutzung
von Erdbeobachtungsdaten. Wir werden die Reihe deutscher
Erdbeobachtungssatelliten in den kommenden Jahren mit TanDEM-X und
EnMAP als weitere Fernerkundungssysteme der nächsten Generation
fortführen."
Die fünf Satelliten werden von einer russisch/ukrainischen Dnepr-Trägerrakete
nacheinander in einer Umlaufbahn in 630 Kilometern Höhe ausgesetzt. Als Flotte
umkreisen sie die Erde, wie auf einer Perlenschur aufgereiht, im Formationsflug.
Jeder Satellit hat etwa die Größe eines Kühlschranks und wiegt ungefähr 150
Kilogramm. Die Sensoren können bis zu 77 Kilometer breite Bildstreifen mit einer
maximalen Länge von 1.500 Kilometern aufzeichnen. Sie können dabei um bis zu 25
Grad in beide Richtungen senkrecht zur Flugbahn geschwenkt werden.
Die Sensoren sind dafür ausgelegt, großräumig Multispektraldaten in fünf
Kanälen des elektromagnetischen Spektrums mit hoher räumlicher Auflösung von bis
zu 6,5 Metern aufzunehmen. Je nach Bedarf, können die Satelliten einen
Ausschnitt der Erde alle 24 Stunden aufnehmen. Nach der zirka drei Monate
währenden Phase der Inbetriebnahme können Daten und abgeleitete Produkte
routinemäßig für kommerzielle Kunden sowie Wissenschaftler und Forscher zur
Verfügung gestellt werden.
So werden beispielsweise Pflanzenvitalitätsparameter in der Regel über
Reflexionsintensitäten im grünen, roten und nahen infraroten Spektralbereich
abgeleitet. Neben dieser üblichen Kombination an Spektralkanälen gibt es bei
RapidEye zusätzlich einen "Red-Edge-Kanal": Dieser verspricht einen weiter
reichenden Informationsgewinn bezüglich Vitalität und Reifegrad der Vegetation –
vor allem mit Blick auf Erntevorhersagen eine interessante Anwendung.
Das RapidEye-Satellitensystem wurde seit 1996 durch die Kayser-Threde
GmbH mit Unterstützung des DLR entwickelt. Hier wird die Firma mit Unterstützung
des Landes Brandenburg insgesamt 140 neue Arbeitsplätze schaffen, wobei das
Projekt durch mehrere Partner mit rund 160 Millionen Euro finanziert ist. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat das Vorhaben im Rahmen
einer Public Private Partnership (PPP) über die DLR Raumfahrt-Agentur
mit zirka 10 Prozent der Gesamtsumme gefördert.
Das System RapidEye ist ein wegweisendes Projekt, um den Marktzugang
zu erleichtern, die Technologieentwicklung zu unterstützen und die
Raumfahrttechnologie zu kommerzialisieren. Der Bau der Satelliten, Betrieb und
Datenaufnahmen sowie die Generierung der Datenprodukte und darauf aufbauender
Informationsdienste erfolgen durch die RapidEye AG. Auftragsarbeiten werden
dabei von MacDonald Dettwiler and Associates (MDA), Kanada, als
Generalunternehmer sowie Surrey Satellite Technology Ltd. (SSTL), Großbritannien
und der Jena Optronik GmbH (Kamera) als dessen Unterauftragnehmer durchgeführt.
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