Keine organischen
Moleküle am Rand von M101
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2008
Mithilfe des Weltraumteleskops Spitzer haben
Astronomen jetzt in der Pinwheel- oder Feuerrad-Galaxie Messier 101 nach
bestimmten organischen Molekülen gefahndet, die als Basis für die Entstehung von
Leben gelten. Die Randbereiche der Spiralgalaxie scheinen praktisch frei von
diesen organischen Stoffen zu sein. Wer nach Leben sucht, sollte also die
äußeren Regionen von M101 besser meiden.
Spitzers Blick auf die Galaxie M101. Das Bild
ist farbcodiert entsprechend verschiedener
Infrarot-Wellenlängen.
Bild: NASA / JPL-Caltech /
STScI [Großansicht] |
Die NASA veröffentlichte jetzt eine neue Aufnahme der
Spiralgalaxie Messier 101, die wegen ihres Aussehens zuweilen auch Pinwheel-
oder Feuerrad-Galaxie genannt wird. In dem farbcodierten Bild des
Weltraumteleskops Spitzer zeigt sich das Zentrum der Galaxie in
bläulichen Farbtönen, am Rand erkennt man einen rötlichen Ring.
In einem Artikel in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal
erklären Karl Gordon vom Space Telescope Science Institute und seine
Kollegen, was es mit diesem roten Ring auf sich hat: Es ist eine Region, in der
ein bestimmter Typ organischer Moleküle, sogenannte Polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe, die sich sonst überall in der Galaxie finden lassen,
plötzlich nicht mehr nachzuweisen sind.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind organische Moleküle, die
man sowohl in Sternentstehungsgebieten als auch im heimischen Gartengrill oder
in Auspuffrohren findet. Sie gehören zu dem Material im All, das Wissenschaftler
als Grundlage für die Entstehung von Leben ansehen. "Wenn man also in Messier
101 nach Lebensspuren sucht, bräuchte man sich nicht die Mühe zu machen, am Rand
nachzuschauen", meint Gordon. "Die organischen Substanzen können hier offenbar
nicht überleben, vermutlich wegen starker Strahlung."
Messier 101 liegt etwa 27 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im
Sternbild Großer Bär. Sie verfügt über einen ungewöhnlich hohen Gradienten an
schwereren Elementen: Diese finden sich in großer Konzentration im Zentrum der
Galaxie, nehmen dann aber zum Rand hin stark ab. Ursache dafür ist die höhere
Dichte an Sternen im Zentrum der Galaxie. Alle schwereren Elemente müssen ja im
Inneren von Sternen produziert werden.
Gordon und sein Team haben nun mit Spitzers Hilfe die Verteilung von
polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen in Messier 101 untersucht. Genau
wie bei den schwereren Elementen nimmt auch ihre Konzentration zum Rand der
Galaxie deutlich ab. Ab einem Punkt allerdings - und dies ist anderes als bei
den schwereren Elementen - lassen sich überhaupt keine dieser organischen
Moleküle mehr nachweisen. "Es gibt eine Grenze am äußeren Rand der Galaxie, ab
der das organische Material zerstört wird", so Gordon. Grund hierfür ist
vermutlich die Strahlung von Sternen, die umso stärker ist, je weniger schwere
Elemente sich in den Sternen befinden.
Die Ergebnisse ermöglichen den Wissenschaftlern auch einen Einblick in die
Bedingungen unter denen die ersten Sterne und Galaxien entstanden sind. Im
frühen Universum sollte es nämlich auch kaum schwere Elemente oder
polyzyklischen aromatische Kohlenwasserstoffe gegeben haben. Der Randbereich von
Messier 101 ist daher ein verhältnismäßig nahe gelegenes Beispiel dafür, wie es
in Galaxien in großer Entfernung aussehen könnte. Wie hier Sterne entstehen
können, ist den Astronomen noch nicht ganz klar, da polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe beispielsweise auch helfen, interstellare Gaswolken
abzukühlen und dadurch erst den Kollaps der Wolken zu einem Stern ermöglichen.
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