Drei Super-Erden um HD 40307
von Stefan Deiters astronews.com
16. Juni 2008
Auf einer Konferenz im französischen Nantes hat ein
europäisches Astronomenteam heute die Entdeckung von gleich drei sogenannten
Super-Erden um den Stern HD 40307 bekannt gegeben. Der Fund gelang mit dem
Spektrographen HARPS am 3,6-Meter-Teleskop der ESO im chilenischen La Silla.

So stellt sich ein Künstler das System mit den
drei Super-Erden vor.
Bild: ESO |
Ein europäisches Astronomenteam hat auf einer internationalen Konferenz zum
Thema "Extrasolare Super-Erden" die Entdeckung von gleich drei dieser
Riesenerden um den Stern HD 40307 bekannt gegeben. Die Entdeckung gelang mit
Hilfe des Spektrographen HARPS am 3,6-Meter Teleskop der Europäischen
Südsternwarte ESO in La Silla. Eine Auswertung aller mit HARPS aufgespürten
fernen Welten ergab zudem, dass offenbar um jeden dritten sonnenähnlichen Stern
auch eine Super-Erde oder ein Neptun-ähnlicher Planet mit einer Umlaufdauer von
unter 50 Tagen kreist.
Der Planetenjäger Michel Mayor von der Sternwarte in Genf beschäftigt sich
schon lange mit einer Frage: "Umrunden eigentlich jeden Einzelstern auch
Planeten - und wenn ja wie viele?" Beantworten können Mayor und sein Team die
Frage noch nicht, sie kommen einer Lösung aber näher. Mayor hatte zusammen mit
Didier Queloz 1995 den ersten Exoplaneten überhaupt um den Stern 51 Pegasi
aufgespürt. Inzwischen kennt man mehr als 270 extrasolare Planeten, die meisten
umrunden sonnenähnliche Sterne.
Die überwiegende Anzahl dieser Exoplaneten sind Gasriesen, gleichen also mehr
unserem Jupiter oder dem Saturn. Aktuelle Statistiken zeigen, dass einer von 14
Sternen von solchen Gasriesen umrundet wird. "Mit deutlich genaueren
Instrumenten wie dem HARPS-Spektrographen in La Silla können wir nun kleinere
Planeten aufspüren, die eine Masse von zwei bis zehn Erdmassen haben", erläutert
Mayors Kollege Stepháne Udry. Diese Planeten nennt man Super-Erden, da sie
massereicher als die Erde, aber masseärmer als Neptun oder Uranus sind.
Die Planetenjäger um Mayor und Udry nutzen zur Fahndung nach Planeten die
Tatsache, dass ein Planet durch seine Gravitationswirkung während eines Umlaufs
bei seinem Zentralstern für ein leichtes Wackeln sorgt. Dieses Wackeln kann man
von der Erde aus erkennen und daraus auf den Orbit des umlaufenden Planeten
schließen. Je größer der Planet und je kleiner der Orbit, desto größerer das
Wackeln und desto leichter die Entdeckung. Kleinere Planeten benötigen somit
sehr genaue Instrumente, um aufgespürt werden zu können - oder müssen ihre Sonne
sehr dicht umrunden.
Mit diesem Verfahren haben die Astronomen nun ein System aufgespürt, das
gleich über drei Super-Erden verfügt. Sie umkreisen den Stern HD 40307, der 42
Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. "Wir haben sehr genaue Messungen von HD
40307 aus fünf Jahren, die ganz klar die Existenz dieser drei Planeten zeigen",
so Mayor. Die Planetenmassen schätzen die Astronomen auf 4,2, 6,7 und 9,4
Erdmassen. Sie umrunden ihre Sonne in 4,3, 9,6 und 20,4 Tagen. Damit sind sie
ihrem Zentralstern deutlich näher als die Erde und werden kaum als wohnliche
Welten durchgehen. Ihre große Nähe zum Zentralstern dürfte aber die Entdeckung
dieser Planeten erst möglich gemacht haben, weil bei einer größeren Entfernung
das "Wackeln" zu klein gewesen wäre, um noch detektiert werden zu können.
Auf der gleichen Konferenz verkündeten die Astronomen auch die Entdeckung
zweier weiterer Planetensysteme, die auch mit dem HARPS-Spektrographen
aufgespürt wurden. In einem System umrundet eine Super-Erde von 7,5 Erdmassen
den Stern HD 181433 alle 9,5 Tage. In diesem System gibt es zudem noch einen
Jupiter-ähnlichen Gasriesen. In einem anderen System konnten die Astronomen
einen Planeten mit der 22-fachen Masse der Erde und einer Umlaufdauer von vier
Tagen, sowie einen Saturn-ähnlichen Planeten nachweisen, der seine Sonne alle
drei Jahre umrundet.
"Es ist klar, dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisbergs handelt",
so Mayor. "Die Analyse von allen mit HARPS untersuchten Sternen zeigt, dass etwa
ein Drittel aller sonnenähnlichen Sterne, entweder über Super-Erden oder
Neptun-ähnliche Planeten mit einer Umlaufdauer von weniger als 50 Tagen
verfügen." Und Udry ergänzt: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass es da draußen
noch viel mehr Planeten gibt - nicht nur Super-Erden und Neptun-ähnliche
Planeten mit längeren Umlaufdauern, sondern auch erdähnliche Planeten, die wir
noch nicht entdecken können. Wenn man dann noch die ganzen Jupiter-ähnlichen
Planeten hinzuzählt, kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass Planeten
einfach überall sind."
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Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten
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