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XMM-NEWTON
Von der Galaxie zum Supernova-Überrest
von Stefan Deiters
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11. Juni 2008

Als Astronomen das Objekt mit Namen G350.1-0.3 in den 1980er Jahren untersuchten, hielten sie den eigentümlich geformten Nebel für eine Hintergrundgalaxie. Neue Beobachtungen des europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton haben nun gezeigt, um was es sich wirklich handelt: um die Überreste eines Stern, der vor rund 1.000 Jahren explodierte.

G350.1-0.3

Der Supernova-Überrest G350.1-0.3 (oben) und der vermutlich zu ihm gehörende Neutronenstern (blau, unten). Der Neutronenstern könnte also der kollabierte Überrest des explodierten Sterns sein. Bild: ESA / XMM-Newton / EPIC (Gaensler et al.)

Wenn ein massereicher Stern am Ende seines nuklearen Lebens als Supernova explodiert, werden seine Überreste ins All geschleudert. Für eine Galaxie sind diese Explosionen enorm wichtig, versorgen sie doch das interstellare Medium, also den Raum zwischen den Sternen, mit schweren Elementen, die zuvor im Inneren des Riesensterns erzeugt wurden. Diese finden dann in neuen Sternen und Planeten Verwendung und können auch Grundlage für organisches Leben sein.

Die Überreste einer explodierten Sonne sollten sich, so die Theorie, recht gleichmäßig etwa in Form einer Blase oder eines Rings um den Ort der Explosion verteilen. Von daher überrascht es nicht, dass das recht unförmig aussehende Objekt mit Namen G350.1-0.3 nicht als Supernova-Überrest klassifiziert wurde, als Astronomen es in den 1980er Jahren mit Radioteleskopen beobachteten. Sie hielten G35.1-0.3 für eine Hintergrundgalaxie und beachteten das Objekt nicht weiter.

Bryan Gaensler und Anant Tanna von der Universität im australischen Sydney haben jetzt G35.1-0.3 mit dem europäischen Röntgenteleskop XMM-Newton untersucht und dabei eine überraschende Entdeckung gemacht: Die vermeintliche Hintergrundgalaxie entpuppte sich als Supernova-Überrest und zudem auch noch als einer der jüngsten und hellsten seiner Art in der Milchstraße.

Seine ungewöhnliche Form erklärt sich nach Ansicht der Astronomen durch eine dichte Gaswolke, die sich direkt neben dem Explosionsort und in rund 15.000 Lichtjahren Entfernung von der Erde befindet. Sie verhinderte, dass sich die Überreste der Explosion gleichmäßig in alle Richtungen ausbreiteten und sorgte so für das ungewöhnliche Aussehen des Überrestes.

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G350.1-03 ist sehr jung und vergleichsweise klein: Der Überrest durchmisst lediglich etwa acht Lichtjahre und wir sehen ihn in einem Alter von rund 1.000 Jahren. "Man kennt nur eine Handvoll solch junger Supernova-Überreste, von daher ist einer mehr schon sehr wichtig", urteilt Tanna. Junge Supernova-Überreste sind vor allem deswegen für Astronomen interessant, weil sie noch relativ hell sind und sich die Elemente in ihnen daher besonders gut untersuchen lassen.

"Wir sehen hier Elemente, die ganz frisch aus dem Ofen kommen", meint auch Gaensler, der sich auch weitere Informationen über die Art der Supernova-Explosion erhofft, die für das Objekt verantwortlich war. Ein so junger Überrest hätte sich noch so manche Eigenheit bewahrt. "Nach 20.000 Jahren sehen alle Explosionen mehr oder weniger gleich aus".

Gaensler und Tanna wollen G350.1-0.3 nun weiter studieren, um noch mehr über den neu entdeckten Supernova-Überrest zu erfahren. Als das Licht der Supernova vor rund 1.000 Jahren die Erde erreichte, dürfte es unseren Vorfahren allerdings kaum aufgefallen sein: "Aus den Röntgendaten wissen wir, dass es eine ganze Menge Staub zwischen dem Überrest und der Erde gibt. Die Explosion dürfte daher für das bloße menschliche Auge unsichtbar gewesen sein", so Gaensler. Die Ergebnisse der Astronomen erscheinen demnächst in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal Letters.

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siehe auch
Chandra: Jüngste Supernova der Milchstraße entdeckt - 15. Mai 2008
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