Eindrucksvoller
Blick auf die Milchstraße
von Stefan Deiters astronews.com
6. Juni 2008
Amerikanische Astronomen haben in dieser Woche einen
eindrucksvollen neuen Infrarotblick auf die Sterne unserer Milchstraße
vorgestellt. Das Mosaik wurde aus über 800.000 Einzelaufnahmen des
Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer zusammengestellt und ist das beste
bislang verfügbare Infrarotbild unser Heimatgalaxie.
Das jetzt vorgestellte Spitzer-Mosaik der
Milchstraße.
Bild: NASA / JPL-Caltech /
Univ. of Wisconsin [Großansicht] |
"Dies ist das am höchsten aufgelöste, größte und empfindlichste
Infrarotbild das je von unserer Milchstraße gemacht wurde", beschreibt Sean
Carey vom Spitzer Science Center der NASA am California Institute
of Technology das jetzt veröffentlichte Material. Das Bild wurde aus
800.000 Einzelaufnahmen des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer
zusammengesetzt und zeigt einen 120 Grad breiten und zwei Grad hohen Bereich
unserer Heimatgalaxie.
"Wo frühere Himmelsdurchmusterungen nur eine einzelne Quelle erkannten, sehen
wir jetzt einen Sternhaufen. Mit diesen Daten können wir viel darüber lernen,
wie massereiche Sterne entstehen, können Spiralarme erkennen und die
Sternentstehungsrate der Milchstraße abschätzen," so Carey. Gleichzeitig mit der
Veröffentlichung des Bildes hatten Astronomen - auch basierend auf Spitzer-Daten
- verkündet, dass unsere Milchstraße nicht vier, sondern nur zwei
Haupt-Spiralarme haben dürfte (astronews.com berichtete).
"Ich vermute, dass Spitzers Blick auf die Galaxie das Beste sein
wird, was wir für die vorhersehbare Zukunft haben werden", meint auch Barbara
Whitney vom Space Science Institute. "Es gibt derzeit keine geplante
Mission, die solche Beobachtungen in diesen Infrarot-Wellenlängen anstellen
können wird."
Das Sonnensystem, und damit auch die Erde, befindet sich in der staubiger
Scheibe der Milchstraße. Unsere Heimatgalaxie erscheint uns daher als
verschwommenes, enges Band, das sich nahezu über den gesamten Himmel erstreckt.
Durch seinen Infrarotblick gelang es Spitzer durch den Staub in diesem
Bereich hindurchzuschauen und diese sogenannte galaktische Scheibe bis in eine
Entfernung von 60.000 Lichtjahren - und damit bis auf "die andere Seite" der
Galaxie - zu erkunden.
Das Ergebnis ist ein gewaltiges Mosaik auf dem sich das Leben der Sterne
verfolgen lässt: Sternentstehungsgebiete erscheinen auf dem Bild grünlich, was
auf bestimmte Kohlenwasserstoff-Verbindungen hindeutet, die von jungen Sternen
zum Leuchten gebracht werden. Junge Sterne blasen dann mit ihren Winden die
Umgebung frei von Gas und Staub, so dass sie sich auf dem Bild im Inneren von
Blasen befinden. Sie selbst erscheinen als gelbe oder rote Punkte.
Blaue Punkte auf dem Bild sind einzelne ältere Sterne der Milchstraße, deren
Licht in manchen Bereichen des Mosaiks auch für einen bläulich-weißen
Dunstschleier sorgt. "Mit diesen Spitzer-Daten konnten wir über 100
Millionen Sterne katalogisieren", so Edward Churchwell von der University of
Wisconsin. Und Carey ergänzt: " Das Bild zeigt uns die Milchstraße als
einen dicht gedrängten und dynamischen Ort. Wir haben noch so viel zu lernen. Es
gibt viele Dinge auf der Karte zu sehen, die ich nicht erwartet hatte."
Eine zoombare Version des neuen Mosaiks der Milchstraße steht auf der
Homepage des Spitzer-Teleskops bereit.
|