Weißer
Zwerg verzweifelt gesucht
von Stefan Deiters astronews.com
5. Juni 2008
Wenn ein Stern wie unsere Sonne sein nukleares Leben
beendet, stößt er seine äußeren Hüllen ins All ab und bringt diese Gasschwaden
zum Leuchten. So entsteht ein Planetarischer Nebel, in dessen Zentrum sich ein
Weißer Zwerg befindet. Auch SuWt 2 ist ein solcher Planetarischer Nebel, nur von
einem Weißen Zwerg fehlt jede Spur.
Der Planetarische Nebel SuWt 2. Das Bild wurde
mit einem 1,5-Meter-Teleskop am Cerro Tololo
Inter-American Observatory gemacht.
Bild: NASA, NOAO, H. Bond und
K. Exter (STScI/AURA) [Großansicht] |
Der Planetarische Nebel SuWt 2 sieht zunächst aus wie ein
Planetarischer Nebel aus dem Lehrbuch: Wunderbar zu erkennen ist ein hell
leuchtender Ring aus Gas. Das leuchtende Material, so die Theorie der
Astronomen, wird bei Planetarischen Nebeln von einem glühenden Sternenrest zum
Leuchten angeregt, einem sogenannten Weißen Zwerg. Dieser hatte in der letzten
Phase seines nuklearen Lebens seine äußere Hülle ins All abgestoßen und regt
diese nun durch intensive Strahlung zum Leuchten an.
Soweit die Theorie. Das Problem ist nur: Im Falle von SuWt 2 findet sich weit
und breit kein Weißer Zwerg. Auch als Astronomen in den frühen 1990er Jahren mit
dem International Ultraviolet Explorer (IUE) nach Anzeichen für einen
schwach leuchtenden aber trotzdem heißen Stern fahndeten, entdeckten sie
keinerlei Spuren von ultravioletter Strahlung.
Allerdings entdeckten Astronomen im Zentrum des Nebels etwas anderes: Ein
enges Doppelsternsystem, dessen Partner sich alle fünf Tage einmal umrunden.
Keiner der Partner ist ein Weißer Zwerg. Die beiden Sterne sind zwar heißer als
unsere Sonne, allerdings bei weitem nicht heiß genug, um den Nebel zum Leuchten
zu bringen. Dazu benötigt man ultraviolette Strahlung, wie sie etwa von einem
Weißen Zwerg kommen könnte.
Katrina Exter und Howard Bond vom Space Telescope Science Institute
haben zusammen mit Kollegen aus Großbritannien und den USA nun versucht, dem
Geheimnis von SuWt 2 auf die Spur zu kommen und mehr über die beiden Sterne im
Zentrum des Nebels zu erfahren. Die Astronomen fanden Anzeichen dafür, dass sich
die Sterne gerade zu Roten Riesensternen entwickeln. Beide Sterne scheinen sich
auch langsamer um die eigene Achse zu drehen als erwartet.
Für die Astronomen ergibt sich daraus ein ganz neues Bild der Vorgänge im
Zentrum von SuWt2: Ursprünglich gab es, so die Theorie, hier einmal drei normale
Sterne, die beiden jetzt noch sichtbaren sowie einen massereicheren Stern, der
das System in etwas größerem Abstand umkreiste. Dieser hatte so genug Platz, um
sich ungestört zum Roten Riesen zu entwickeln. Erst in dieser letzten Phase
dürfte seine äußere Hülle auch die beiden anderen Sterne umschlossen haben. Die
Hülle wurde schließlich irgendwann ins All abgestoßen und der heute sichtbare
ringförmige Nebel entstand.
Doch wo ist der Weiße Zwerg? Das abgestoßene Material, so die These der
Wissenschaftler, wurde von der ultravioletten Strahlung des verbleibenden
Sternenrests zum Leuchten gebracht. Wenn dieser Kern aber eine ausreichend hohe
Masse gehabt hat, könnte er sich sehr schnell zusammengezogen und abgekühlt
haben und zu einem leuchtschwachen Weißen Zwerg geworden sein. Dies könnte
erklären, warum man den Weißen Zwerg bislang nicht gefunden hat.
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