Ein neuer roter
Fleck für Jupiter
von Stefan Deiters astronews.com
23. Mai 2008
Auf den ersten Blick sieht es ein wenig so aus wie planetare
Masern: Auf dem Gasriesen Jupiter ist ein dritter roter Fleck erschienen. Er
liegt ganz in der Nähe des berühmten Großen Roten Flecks und dessen kleineren
Pendants. Forscher haben die roten Flecken des Jupiter nun mit Hilfe des
Weltraumteleskops Hubble und des Keck-Teleskops auf Hawaii
untersucht.
Die drei roten Flecken auf Jupiter.
Bild: M. Wong und I. de Pater
(University of California, Berkeley) [Großansicht] |
Der dritte rote Fleck war bis vor Kurzem noch ein weißer ovaler
Sturm, der plötzlich seine Farbe änderte. Dies würde nach Ansicht der Astronomen
darauf hindeuten, dass die Wolken des Sturms eine ähnliche Höhe erreicht haben wie die
Wolken der beiden anderen roten Flecke. Vermutlich, so die Forscher, würde der
Sturm Material von unterhalb der Wolkendecke des Jupiter in eine Höhe
transportieren, in der in einer Reaktion mit der ultravioletten Strahlung des
Sonnenlichts die rote Farbe entsteht.
Mit Hilfe von Hubbles Wide Field Planetary Camera 2 untersuchten die
Wissenschaftler am 9. und 10. Mai diese stürmische Region auf dem größten
Planeten des Sonnensystems. Ergänzt wurden die Daten durch Beobachtungen im
nahen Infrarot, die am Keck-Teleskop auf Hawaii am 11. Mai gemacht wurden. Durch
die Infrarot-Beobachtungen gelang es, die relative Höhe der Wolken der drei
ovalen Stürme zu bestimmen: Da alle drei Sturmsysteme sehr hell im nahen
Infraroten erscheinen, müssen sie sich oberhalb des Methans in der
Jupiteratmosphäre befinden. Methan verschluckt nämlich das Infrarot-Licht der
Sonne und entsprechende Regionen erscheinen bei Infrarot-Beobachtungen schwarz.
Die Hubble- und Keck-Beobachtungen zeigten, dass Stürme und Turbulenzen, die
erstmals vor mehr als zwei Jahren entdeckt wurden, immer noch auf dem
Gasriesen toben. Zudem hätte sich die Umgebung des Großen Roten Flecks im
vergangenen Jahr von einem relativ ruhigen Band in eine äußerst turbulente
Region verwandelt.
Der zweite rote Fleck, von den Astronomen auch "Roter Fleck Junior" genannt -
erschien im Frühjahr 2006 in der Wolkenhülle des Gasriesen. Den Großen Roten
Fleck scheint es bereits seit 200 bis 350 Jahren zu geben. Wenn der jetzt neu
erschienene rote Fleck seine Bewegungsrichtung nicht ändert, wird er im August
auf den Großen Roten Fleck treffen. Was dann passieren wird ist unklar: Entweder
verschwindet er im Großen Roten Fleck oder aber er prallt an ihm ab. Der "Rote
Fleck Junior" befindet sich an einem etwas niedrigeren Breitengrad. Er wird den Großen
Roten Fleck im Juni passieren.
Nach Ansicht der Wissenschaftler würden die Hubble- und Keck-Beobachtungen
den Verdacht bestätigen, dass sich auf dem Jupiter gerade das Klima planetenweit ändert.
Durch Temperaturänderungen am Äquator und am Südpol des Planeten könnten
großräumige Ströme instabil werden und sich neue Sturmsysteme bilden.
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