Ein Atlas des Saturnmonds Dione
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
20. Mai 2008
Eine Gruppe von Wissenschaftlern des DLR und der Freien
Universität Berlin haben jetzt einen vollständigen Atlas des Saturnmondes Dione
vorgelegt. Das Kartenwerk basiert auf 449 hochauflösenden Bildern der
Saturnsonde Cassini und dürfte für viele Jahre zum Standardwerk für
Wissenschaftler werden, die sich mit dem Saturntrabanten beschäftigen. Es ist
auch zum Download im Internet verfügbar.

Der Saturnmond
Dione aufgenommen am am 24. Juli 2006 aus
365.000 Kilometern Entfernung.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute [Großansicht] |
Weiße Stellen auf den Landkarten gibt es heute fast nur noch auf
anderen Himmelskörpern, beispielsweise in der mehr als eine Milliarde Kilometer
entfernten Welt des Saturn. Eine Gruppe von Wissenschaftlern am Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat nun in Kooperation mit der Freien
Universität (FU) Berlin einen vollständigen Atlas des Saturnmondes Dione
zusammengestellt, der heute von der NASA veröffentlicht wird.
Dazu verwendeten die DLR-Kartographen Bilddaten der NASA-Raumsonde
Cassini. Diese extrem komplexe Planetenmission befindet sich seit Juli 2004
in einer Umlaufbahn um den Saturn, den zweitgrößten Planeten des Sonnensystems.
Neben vielen anderen Messungen hält Cassini mit seinem Kamerasystem bei
zahlreichen Vorbeiflügen an den Eismonden deren zum Teil unerforschte
Oberflächen in faszinierenden Aufnahmen fest.
Außer zur wissenschaftlichen Auswertung dienen diese Bilder auch der
Erstellung hochgenauer Karten der Monde. Der Dione-Atlas ist das dritte globale
kartographische Gesamtwerk von den Eismonden des Saturn. Zuvor hatte die
DLR-Gruppe bereits Atlanten vom geologisch aktiven Mond Enceladus, sowie vom
unregelmäßig geformten Trabanten Phoebe erzeugt.
"Für den Dione-Atlas standen uns 449 hochauflösende Bilder zur Verfügung, die
das Kamerasystem von Cassini aufgenommen hat", erklärt Dr. Thomas Roatsch vom
DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin, der das Kartierprojekt leitet. Der
Physiker ist über die Teammitgliedschaft von Gerhard Neukum, Professor für
Planetologie an der Freien Universität Berlin, im Kamerateam der Cassini-Mission
als assoziierter Wissenschaftler an der Auswertung der Bilddaten beteiligt. "Aus
diesen Bildern haben wir zunächst ein globales Bildmosaik zusammengesetzt, das
als Grundlage für die daraus abgeleiteten Kartenblätter dient", erklärt Roatsch.
"Zum Schluss wurde das globale Mosaik in 15 Einzelkarten aufgeteilt. Je nach
dem, ob es sich um ein Gebiet am Äquator, in hohen Breiten oder an den beiden
Polen handelt, wird eine andere geometrische Projektion zur Darstellung der
kugelförmigen Mondoberfläche für das ebene Kartenblatt gewählt – so lässt sich
die ganze Oberfläche optimal darstellen", erläutert DLR-Forscher Roatsch.
"Die Karten helfen den Wissenschaftlern im Team enorm bei ihren
Forschungsaufgaben", erklärt Professor Neukum den Nutzen der Atlanten. "Darüber
sind sie wichtig für die weitere Missionsplanung und dienen als verlässliche
Referenz für zukünftige Projekte der Planetenforschung." Wie für
Geowissenschaftler auf der Erde, ist es auch für Planetenforscher von
fundamentaler Bedeutung, über präzise Karten ihrer Untersuchungsgebiete zu
verfügen. Mithilfe guter geographischer Informationen, mit genauen Angaben zu
Längen- und Breitengraden einzelner Objekte, lassen sich die exotischen
Eiswelten am Saturn nun viel besser charakterisieren.
Durch den Atlas existiert eine Grundlage für die geologische Beschreibung von
Oberflächenstrukturen: Entfernungen zwischen zwei Punkten oder Lagebeziehungen
einzelner Objekte können nun vermessen und nachvollziehbar angegeben werden.
Eine nützliche Anwendung der Karten von den Saturn-Eismonden ergibt sich auch
aus der Möglichkeit, die unterschiedlichen Durchmesser der zahlreichen
Einschlagkrater genauestens zu erfassen. Die statistische Auswertung dieser
Häufigkeitsmessungen dient der Ermittlung der Oberflächenalter von
unterschiedlichen geologischen Einheiten.
Diese Altersbestimmung der Eismonde ist ein weiteres Kooperationsprojekt
zwischen der Cassini-Arbeitsgruppe an der FU Berlin und den Planetenforschern am
DLR für das ISS (Imaging Sub System) Kameraexperiment auf Cassini,
das von Dr. Carolyn Porco am Space Science Institute in Boulder
geleitet wird. "Mit der Erforschung des Saturnsystems durch Cassini wird für
Generationen von Forschern ein wertvolles wissenschaftliches Erbe geschaffen",
freut sich die Teamleiterin. "Ob nun robotische Sonden oder in ferner Zukunft
sogar Astronauten zum Saturn geschickt werden – sie werden auf unsere wachsende
Sammlung präziser Karten zurückgreifen."
Der globale Atlas von Dione hat einen Maßstab von 1:1.000.000, das bedeutet,
dass ein Zentimeter auf den Karten zehn Kilometern in der Realität entspricht.
Dione hat einen Durchmesser von 1.125 Kilometer und ist damit nach Titan (5.150
Kilometer), Rhea (1.528 Kilometer) und Iapetus (1.468 Kilometer) der viertgrößte
Saturnmond. Die beiden nächsten Kartierprojekte für die DLR-Kartographen im
Saturnsystem sind die Atlanten für die Monde Tethys und Iapetus.
Lesen Sie im zweiten Teil: Auch
Voyager-Daten halfen den Kartographen
|