Bahn der Sonne Schuld am Dinosaurier-Sterben?
von Stefan Deiters astronews.com
5. Mai 2008
Nach Analysen von Wissenschaftlern der Universität in
Cardiff durchläuft unser Sonnensystem etwa alle 35 bis 40 Millionen Jahre die
dichtesten Bereiche der galaktischen Scheibe. Dadurch, so die Forscher, würden
verstärkt Kometen ins Innere des Sonnensystems gelenkt, deren Einschläge zu
massivem Artensterben auf der Erde führen könnten. Und bald dürfte es wieder
soweit sein.
Mehr Einschläge auf der Erde beim Durchgang durch die
galaktische Scheibe? Bild:
NASA / Don Davis
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Wissenschaftler des Cardiff Centre for Astrobiology haben
ein Computermodell entwickelt, das die Bewegung des Sonnensystems auf dem Weg um
das Zentrum der Milchstraße verfolgt. Genau wie sich unsere Erde um die Sonne
dreht, umrundet auch die Sonne mit all ihren Planeten das Zentrum der
Milchstraße. Die Forscher entdeckten, dass unser Sonnensystem dabei eine leichte
Auf- und Ab-Bewegung vollführt und so regelmäßig verschiedene Bereiche der
galaktischen Ebene durchläuft. Die galaktische Ebene ist eine flache Scheiben,
in deren Mitte das galaktische Zentrum liegt.
Immer dann aber, wenn das Sonnensystem die dichtesten Bereiche der
galaktischen Scheibe durchläuft, würde, so die Analyse, die Anziehungskraft der
dort vorhandenen riesigen Gas- und Staubwolken verstärkt Kometen im äußeren
Sonnensystem von ihren Bahnen ablenken. Diese könnten so ins Zentrum des
Sonnensystems gelangen und wohlmöglich mit der Erde kollidieren.
Nach Berechnungen der Cardiffer Forscher passiert dies etwa alle 35 bis 40
Millionen Jahre. Bei einem solchen Durchgang durch die galaktische Scheibe würde
sich das Risiko für Kometeneinschläge verzehnfachen. Die Cardiffer
Wissenschaftler weisen darauf hin, dass sich anhand von Kratern auf der Erde
belegen lassen würde, dass die Erde vor rund 36 Millionen Jahren verstärkt von
Objekten getroffen wurde. "Das ist eine wunderbare Übereinstimmung von dem was
wir auf der Erde sehen und was wir aus galaktischen Berechnungen erwarten",
meint Professor William Napier, der die Ergebnisse zusammen mit seinem Kollegen
Janaki Wickramasinghe bei der Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal
Astronomical Society zur Veröffentlichung eingereicht hat.
Die Phasen von erhöhter Einschlagwahrscheinlichkeit von Kometen auf der Erde
stimmen auch gut mit den Perioden in der Erdgeschichte überein, in denen
zahlreiche Tierarten vernichtet wurden - etwa mit der Auslöschung der
Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren. Nach Ansicht der Wissenschaftler würde
unsere derzeitige Position auf der Bahn um das galaktische Zentrum darauf
hindeuten, dass bald wieder eine solche Phase bevorsteht.
Allerdings könnte das regelmäßige Bombardement auch sein Gutes haben - zwar
nicht unbedingt für bestimmte Arten auf der Erde, aber vielleicht für das Leben
insgesamt: Die Wissenschaftler spekulieren, dass durch die Einschläge auch
Mikroorganismen ins All gelangt sein könnten, so dass sich so Lebensspuren in
der gesamten Milchstraße verteilen konnten.
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