Saturnmission geht in Verlängerung
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
16. April 2008
Ein Überraschung war es - angesichts der Erfolge der letzten
Jahre - nicht mehr, doch trotzdem sorgte die Nachricht aus Amerika auch bei
deutschen Planetenforschern für Freude: Die Saturnsonde Cassini soll
noch mindestens bis 2010 das System des Ringplaneten erkunden. Geplant sind
dabei zahlreiche Vorüberflüge an den mysteriösen Saturnmonden Titan an Enceladus.

Die Cassini-Mission geht in die Verlängerung.
Bild: NASA / JPL |
Seit Juli 2004 kreist die Raumsonde Cassini durch die Welt des
zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems. Die Bilder und Messdaten, die in
den vergangenen vier Jahren gewonnen wurden, haben das Wissen über den
Gasriesen, sein komplexes Ringsystem und die vielgestaltigen Eismonde
revolutioniert. Auf Grund des großen Erfolgs verlängerte die amerikanische
Raumfahrtbehörde NASA das Projekt jetzt zunächst um zwei Jahre bis Mitte 2010.
An dieser Mission ins äußere Sonnensystem sind auch Wissenschaftler vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt. "Der Beschluss,
Cassini zu verlängern, ist eine wunderbare Nachricht", freut sich Professor
Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin, einer von etwa
250 in die Mission eingebundenen Forschern aus aller Welt. "Dieses Extra an
Daten wird nicht nur unsere bisherigen Ergebnisse festigen und zu neuen
Erkenntnissen führen. Damit schaffen wir auch die Grundlage für zukünftige
Missionen, die bereits in Ideen umrissen sind und zu so spannenden Zielen wie
den Saturnmonden Titan oder Enceladus führen könnten." Ursprünglich war das Ende
der Mission auf den Juli 2008 festgelegt.
Cassini Programm-Manager Bob Mitchell vom Jet Propulsion
Laboratory im kalifornischen Pasadena, das die Mission für die NASA
durchführt, blickt optimistisch auf die Verlängerung: "Das Raumschiff ist
außergewöhnlich robust und noch immer in guter Verfassung". Zehn Jahre nach dem
Start und nach knapp vier Jahren im Saturnorbit lassen sich die Experimente noch
immer fast ohne Abstriche durchführen. "Lediglich drei Instrumente zeigen ein
paar kleinere Schwächen, aber das wird kaum einen Einfluss auf die
wissenschaftliche Ausbeute haben", so Mitchell.
Auch hat Cassini noch genügend Treibstoff an Bord: Nicht nur, um
alle notwendigen Manöver für die erforderlichen Kurskorrekturen während der
zweijährigen Verlängerung durchzuführen, sondern sogar für einige Zeit darüber
hinaus. Im Verlauf der zweijährigen Verlängerung werden weitere 60
Saturnumrundungen stattfinden, einschließlich aufschlussreicher Nahvorbeiflüge
an den Monden des Gasriesen. 26 Mal wird der größte Saturnmond Titan
angesteuert, nicht zuletzt, weil seine Schwerkraft energetisch gezielt für
Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen genutzt werden kann, so dass die
Treibstoffvorräte an Bord geschont werden. Ferner wird die Sonde sieben Mal an
Enceladus und je einmal an den Monden Dione, Rhea und Helene vorbeifliegen.
In den vier Jahren seit dem Einschwenken in die Umlaufbahn und den inzwischen
absolvierten 62 Umrundungen des Saturns, gelangen zahlreiche aufregende
Entdeckungen. Täglich werden aus über einer Milliarde Kilometer Entfernung, mit
nur 20 Watt Sendeleistung wertvolle Messdaten und Bilder zur Erde übertragen.
Bis heute machte das Kamerasystem fast 140.000 Aufnahmen. "Mit Sicherheit werden
wir noch viele wichtige Daten bekommen, die zu verblüffenden Ergebnissen führen
werden", prognostiziert Ralf Jaumann.
Die Doppelsonde Cassini-Huygens wurde am 15. Oktober 1997 von Cape
Canaveral in Florida aus gestartet und erreichte ihr Ziel nach einer fast
siebenjährigen Reise auf einer komplizierten, spiralförmigen und dreieinhalb
Milliarden Kilometer langen Flugbahn durch das Sonnensystem. Sie ist eine der
komplexesten und wissenschaftlich leistungsfähigsten Raumflugsysteme in der
Geschichte der Raumfahrt. Auf dem Cassini-Orbiter sind zwölf
Instrumente angebracht. Die Landesonde Huygens der Europäischen
Weltraumorganisation ESA war mit weiteren sechs Experimenten ausgestattet.
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