Der Geburtsort von Iota Horologii
von Stefan Deiters astronews.com
15. April 2008
Mitte 1999 entdeckten Astronomen um den Stern Iota Horologii
einen Gasriesen, der seine Sonne auf einer erdähnlichen Bahn umrundet. Nun
gelang es ESO-Wissenschaftlern den Geburtsort des Sterns zu ermitteln: Er liegt
in den Hyaden mehr als 130 Lichtjahren von der jetzigen Position des Sterns
entfernt.
Der Stern Iota Horologii: Geburtsort im
Sternhaufen der Hyaden.
Bild: ESO / Digital Sky Survey
/ VirGO |
Der Stern Iota Horologii ist rund 56 Lichtjahre von der Erde entfernt und
liegt - wie der Name schon verrät - im Sternbild Pendeluhr oder Horologium. Er
ist Teil des sogenannten Hyaden-Stroms, einer Reihen von Sternen, die sich alle
in die gleiche Richtung bewegen. 1999 entdeckten ESO-Astronomen um Ioto
Horologii einen Planeten, der etwa doppelt so groß wie der Jupiter ist und den
Stern alle 320 Tage umrundet (astronews.com berichtete).
Bislang waren Versuche mehr über Iota Horologii zu erfahren
wenig erfolgreich, so dass die Forscher nicht viel über den Stern und seinen
Ursprung wussten. Dies wollte eine Gruppe von Astronomen nun mit Hilfe der
Astroseismologie ändern: "Ganz genauso wie Geologen aus seismischen Wellen von
Erdbeben etwas über die innere Struktur unseres Planeten lernen, kann man auch
Schallwellen studieren, die sich durch einen Stern bewegen. Ein Stern ist dabei
eine Art riesige kugelförmige Glocke", erklärt Sylvie Vauclair von der
Universität im französischen Toulouse.
Aus der Analyse dieses "Läutens" des Sterns können Astronomen einen ganze
Menge über dessen innere Struktur und physikalischen Eigenschaften
erfahren. Im Falle von Iota Horologii nutzten die Wissenschaftler den
Spektrographen HARPS, der am 3,6 Meter Teleskop der ESO in La Silla montiert ist
und lauschten im November 2006 an acht aufeinanderfolgenden Nächten den
"Klängen" von Iota Horologii.
Aus den so gewonnenen Daten konnten sie Forscher ein recht exaktes Portrait
der fernen Sonne erstellen: So hat Iota Horologii eine Temperatur von 6.150
Kelvin und eine Masse, die der 1,25-fachen Masse unserer Sonne entspricht. Der Stern
ist 625 Millionen Jahre alt und verfügt zudem über einen deutlich höheren Anteil
an schweren Elementen. "Diese Ergebnisse zeigen die Leistungsfähigkeit der
Astroseismologie, wenn man ein äußerst präzises Instrument wie HARPS zur
Verfügung hat", so Vauclair. "Wir konnten zeigen, dass Iota Horologii das
selbe Alter und den selben Anteil von schweren Elementen hat wie die Sterne des
Hyaden-Sternhaufens und dies kann kein Zufall sein."
Die Hyaden sind ein offener Sternhaufen in rund 151 Lichtjahren Entfernung im
Sternbild Stier. Die Haufenmitglieder entstanden alle zusammen vor rund
625 Millionen Jahren. Iota Horologii hat sich also, so die These der Astronomen,
zusammen mit den Sternen des Hyaden-Haufens gebildet, ist dann aber langsam von
seinem Geburtsort weggewandert. Heute ist er mehr als 130 Lichtjahre von den Hyaden
entfernt.
Für die Astronomen ist dies eine wichtige Information darüber, wie die Sterne
in der Milchstraße wandern. Es zeigt zudem, dass der hohe Anteil von schweren
Elementen in der Atmosphäre des Sterns aus seiner Geburtswolke stammt und nicht etwa durch Verschmutzung mit planetarem Material
zu erklären ist. "Die Huhn-und-Ei-Frage ist, ob Sterne Planeten haben weil sie
einen hohen Anteil von schweren Elementen
haben oder weil sie so einen hohen Anteil haben, weil um sie Planeten entstanden
sind, die sie dann verschluckt haben," erklärt Vauclair. "Und zumindest in
diesem Fall ist das geklärt."
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