Welche Sterne als
Supernovae enden
von Stefan Deiters astronews.com
31. März 2008
NASA und ESA veröffentlichten heute ein neues Bild der
Spiralgalaxie NGC 2397, in der sich vor zwei Jahren eine Supernova ereignete.
Die Hubble-Aufnahme zeigt auch den langsam dunkler werdenden Überrest
dieses Ereignisses. Astronomen versuchen seit vielen Jahren aus solchen
Beobachtungen Rückschlüsse auf die Vorgängersterne dieser Explosionen zu ziehen.
Jetzt liegen erste Ergebnisse vor.
Hubbles Blick auf NGC 2397.
Foto: NASA, ESA & Stephen
Smartt (Queen’s University Belfast, UK) [Großansicht]
Die Supernova SN 2006bc in NGC 2397.
Foto: NASA, ESA & Stephen
Smartt (Queen’s University Belfast, UK) [Großansicht] |
NGC 2397 ist eine klassische Spiralgalaxie mit ausgeprägten
Staubschleiern an den Rändern der Spiralarme, die sich als dunkle Bereiche vor
dem hellen Licht der Galaxie bemerkbar machen. Die Galaxie in fast 60 Millionen
Lichtjahren Entfernung von der Erde enthält - wie die meisten Spiralgalaxien -
im Zentrum vor allem ältere, gelb und rötlich erscheinende Sterne, während neue,
junge Sterne hauptsächlich in den bläulichen Spiralarmen entstehen. Die hellsten
dieser jungen blauen Sterne kann man - trotz der Entfernung - dank Hubbles
Auflösungsvermögen als Einzelsterne erkennen.
Eine Besonderheit der Aufnahme ist, dass man auf ihr auch die Supernova
2006bc entdecken kann. Zum Zeitpunkt als das Bild entstand, verringerte sich die
Leuchtkraft der Sternenexplosion schon wieder. Hubble beobachtete diese
abklingenden Supernova für das Team um Professor Stephen J. Smartt von der
Queen's University in Belfast. Die Forscher beschäftigen sich schon seit
längerem mit der Frage, welche Sterne genau als Supernova explodieren, in dem
sie nach den Vorgängersternen der Supernova-Explosionen fahnden.
Wird von Astronomen einen Supernova in einer naheliegenden Galaxie entdeckt
wird, versuchen sie in älteren Hubble-Aufnahmen der jeweiligen Galaxie
den Stern aufzuspüren, der später explodiert ist. Dies gleicht in der Regel der
Suche nach der Nadel im Heuhaufen, müssen die Forscher doch den Stern oft unter
Hunderten von Millionen Sternen identifizieren. Gelingt ihnen dies aber, können
sie mit etwas Glück Typ und Masse des Sterns bestimmen. Bislang entdeckte das
Belfaster Team auf diese Weise sechs Vorgängersterne und konnte in fünf Fällen
mehr über die Sterne herausbekommen.
Das Ergebnis der Auswertung von Hubble-Bildern aus den letzten zehn
Jahren präsentieren die Astronomen jetzt auf dem nationalen Astronomietreffen
der britischen Royal Astronomical Society in Belfast. Nach ihrer
Analyse können Sterne schon ab einer Masse entsprechend der siebenfachen Masse
der Sonne zu einer Supernova werden. Zugleich fand die Gruppe keine sehr
massereichen Sternen unter den Supernova-Vorgängersternen.
Warum dies so ist, darüber wird nun spekuliert: Eventuell, so eine Vermutung,
könnten massereichere Sterne ohne eine Supernova-Explosion zum Schwarzen Loch
kollabieren oder aber nur eine vergleichsweise leuchtschwache Explosion zeigen,
die zu schwach ist, um beobachtet zu werden. Die Ergebnisse der Belfaster
Astronomen und ihre Deutungsmöglichkeiten dürften somit nicht nur auf der
Konferenz noch für einige kontroverse Diskussionen sorgen.
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