Saturnmond schmeckt nach Komet
von Stefan Deiters astronews.com
27. März 2008
Der Flug der Saturnsonde Cassini durch die Geysire
des Mondes Enceladus hat ein überraschendes Ergebnis geliefert: Die
Zusammensetzung des Materials, das der Trabant des Ringplaneten ins All
schleudert, ähnelt der Zusammensetzung von Kometen. Für die Astronomen wirft der
Befund einige Fragen über die Entstehung des Saturnsystems auf.

Temperaturkarte der "Tigerstreifen"-Region am
Südpol des Saturnmonds Enceladus.
Bild: NASA / JPL / GSFC / SwRI / SSI [Großansicht] |
Bei ihrem dichten Vorüberflug am Saturnmond Enceladus am 12. März
ist die Saturnsonde Cassini
durch eine für die Wissenschaftler überraschende Mischung aus organischen
Materialien geflogen. Sie ähnelte der Zusammensetzung von Kometen. Zudem
präsentierte sich der Mond aktiver und "heißer" als erwartet worden
war: In der Südpolarregion, aus der die eindrucksvollen Geysire stammen,
registrierte die Sonde höhere Temperaturen als bislang bekannt.
"Eine komplett unerwartete Überraschung ist, dass das, was aus dem Inneren von Enceladus kommt, in seiner Zusammensetzung der Chemie eines Kometen ähnelt",
erklärt Hunter Waite, der für das Ion and Neutral Mass Spectrometer an Bord von
Cassini verantwortlich ist und am Southwest Research Institute in San Antonio
arbeitet. "Wenn Material, das so aussieht, wie Material vom Beginn des
Sonnensystem, aus dem Inneren eines Saturnmondes kommt, wirft das viele Fragen
über die Entstehung des Saturnsystems auf."
"Enceladus ist alles andere als ein Komet", so Waite weiter. "Kometen haben
Schweife und kreisen um die Sonne. Die Aktivität von Enceladus kommt durch
innere Wärme, die eines Kometen durch die Einstrahlung von Sonnenlicht." Das
Spektrometer an Bord von Cassini registrierte beim Vorüberflug eine
deutlich höhere Dichte an flüchtigen Gasen, Wasserdampf, Kohlendioxid,
Kohlenmonoxid sowie organischen Verbindungen als erwartet worden war.
Auf neuen Temperaturkarten der "Tigerstreifen"-Region am Südpol des Mondes, ist
zu erkennen, dass diese Gräben, in denen auch der Ursprung der Geysire liegt,
auf ihrer gesamten Länge eine höhere Temperatur haben als der Rest des Mondes.
Die Temperaturen liegen hier bei mindestens minus 93 Grad Celsius, was 17 Grad wärmer
ist als bei vorherigen Messungen festgestellt und 93 Grad wärmer als andere Regionen des
Mondes. Die "heißesten" Stellen in der Region stimmen zudem mit zwei Stellen
überein, aus denen die Geysire zu stammen scheinen.
"Diese spektakulären neuen Daten werden uns eine große Hilfe bei der Suche
nach dem Mechanismus sein, der die Geysire antreibt", ist sich John Spencer,
Cassini-Wissenschaftler am Southwest Research Institute sicher. "Die
überraschend hohen Temperaturen, lassen es wahrscheinlicher erscheinen, dass
sich flüssiges Wasser nicht weit unter der Oberfläche des Mondes befindet."
Für die Wissenschaftler wird der Saturnmond mit jedem Vorüberflug
interessanter: "Enceladus hat Wärme, Wasser und organische Stoffe, also die
Grundlagen, die zur Entstehung von Leben nötig sind", so Dennis Matson,
Cassini-Projektwissenschaftler am NASA Jet Propulsion Laboratory. "Wir haben
hier schon viele Zutaten für Leben zur Verfügung und müssen nur noch flüssiges
Wasser finden, um alles komplett zu haben. Enceladus macht uns wirklich Appetit
auf mehr." Der nächste Vorüberflug von Cassini an Enceladus ist im
August geplant.
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