Columbus blickt zur Sonne
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
13. März 2008
Seit einer Woche liefert eine weitere Experimenteinheit an Bord des im vergangenen Monat
installierten Weltraumlabors Columbus Daten, darunter auch das deutsche
SolACES-Experiment. Das vorrangige Ziel von SolACES ist es,
die Sonneneinstrahlung auf die Erde, die sogenannte Solarkonstante, mit
höchstmöglicher Genauigkeit zu messen.
Das an die ISS montierte Columbus-Labor.
Foto:
ESA / NASA
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Am 7. Februar 2008 hat das Space Shuttle Atlantis das europäische
Forschungslabor Columbus zur Internationalen Raumstation ISS
transportiert. Mit an Bord war das unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Experiment SolACES (SOLAR
Auto-Calibrating EUV / UV Spectrometer). SolACES ist eines von drei
Bestandteilen des SOLAR-Experimentenpakets, das als externe Nutzlast an
der Außenseite von Columbus montiert ist.
Seit dem 6. März 2008 liefert die Plattform erste wissenschaftliche Daten.
Das vorrangige Ziel von SolACES ist es, die Sonneneinstrahlung auf die
Erde, die sogenannte Solarkonstante, mit höchstmöglicher Genauigkeit zu messen.
Die Ergebnisse sollen zur Erforschung der Ursachen des irdischen Klimas
beitragen. Natürliche Effekte, die durch die Variation der Sonnenstrahlung
verursacht werden, können auf diese Weise vom menschlichen Einfluss auf das
Klima unterschieden werden.
Neben dem deutschen Experiment SolACES umfasst die Nutzlast
SOLAR zwei weitere Experimente. Aus der Schweiz stammt das Vorhaben
SOVIM (Solar Variability and Irradiance Monitor) zur Messung der
integralen Sonnenstrahlung über den gesamten Bereich des Sonnenspektrums.
SOLSPEC (Solar Spectrum Measurement) aus Frankreich wird zusammen
mit SolACES die spektral aufgelöste Sonnenstrahlung zwischen einer
Wellenlänge von 17 Nanometern (Ultraviolett) und 3000 Nanometern (Infrarot)
messen. Die Kombination derartiger Sonnenbeobachtungsinstrumente im Weltall ist
bislang einmalig.
Zu den klimatischen Aspekten werden die Messergebnisse von SolACES
auch zur wissenschaftlichen Erforschung der Erdatmosphäre und zur Verbesserung
von technischen Anwendungen in deren oberen Schichten beitragen. Da die
EUV-Strahlung, also die extreme ultraviolette Strahlung der Sonne in Höhen
zwischen 80 und etwa 1.000 Kilometer über dem Erdboden absorbiert wird, bestimmt
sie auch die physikalischen Vorgänge in der Umgebung der Internationalen
Raumstation. Darüber hinaus trägt diese Strahlung maßgeblich zur
Aufrechterhaltung der irdischen Ionosphäre bei und beeinflusst insbesondere
deren Elektronendichte.
Die Elektronendichte in der Ionosphäre hat einen erheblichen Einfluss auf die
Ausbreitung von elektromagnetischen Signalen in der Atmosphäre, wie sie etwa von
Navigationssatelliten abgestrahlt werden. Um die Genauigkeit der
Navigationsanwendungen, wie auch die Vorhersagen der Bahnen von Satelliten und
von Weltraummüll zu verbessern, muss die starke Veränderlichkeit der solaren
EUV-Strahlung mit hoher Genauigkeit berücksichtigt werden. Dies wird von
SolACES erreicht. Bisher lagen die Unsicherheiten solcher Messungen
zwischen 20 und 400 Prozent. SolACES ist in der Lage, die
Ungenauigkeiten auf 10 Prozent zu reduzieren.
Neben dem DLR, das 55 Prozent der Entwicklungskosten trägt, sind die
Europäischen Weltraumorganisation ESA und die Fraunhofer-Gesellschaft an dem
Projekt beteiligt. Mit dem Empfang der Daten ist zudem das Deutsche
Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des DLR in Neustrelitz in das Projekt
eingebunden.
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