Sonde fotografiert
Lawinen
von Stefan Deiters astronews.com
4. März 2008
Der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter ist es
erstmals gelungen, Lawinen auf dem Mars zu fotografieren. Auf einer Aufnahme aus
der Nordpolarregion entdeckten die Wissenschaftler sich auftürmenden Staub, der
von Lawinen aus Eis und Geröll aufgewirbelt wurde. Die Aufnahme entstand am 19.
Februar und ist eine von rund 2.400 Marsbildern, die die NASA gestern
veröffentlicht hat.

Sich auftürmender Staub als Folge von
Lawinenabgängen auf dem Mars.
Foto: NASA /
JPL-Caltech / University of Arizona [Großansicht] |
"Ich war wirklich überrascht", erinnert sich Ingrid Daubar
Spitale von der University of Arizona, die die Lawinen bei der
Durchsicht von Hunderten von Bildern der HiRISE-Kamera an Bord der
NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter entdeckt hatte. "Es ist toll,
etwas so Dynamisches auf dem Mars zu sehen. Vieles auf dem Mars hat sich seit
Millionen Jahren nicht verändert."
Das HiRISE-Team fotografiert regelmäßig bestimmte Regionen auf dem
Mars, um so jahreszeitliche Veränderungen auf dem Roten Planeten festzustellen.
Nach Lawinen hatte man dabei allerdings nicht gefahndet. "Wir haben eigentlich nach
Veränderungen bei den mit Kohlendioxid-Frost überzogenen Dünen gesucht",
erläutert Candice Hansen vom NASA Jet Propulsion Laboratory. "Die
Entdeckung der Lawine war reiner Zufall."
Das Gesamtbild, auf dem mindestens vier Lawinen entdeckt wurden, zeigt in
einem sechs Kilometer breiten und über 60 Kilometer langen Streifen einen
über 700 Meter hohen Abhang. "Wir wissen nicht, was die Lawinen ausgelöst hat",
so Patrick Russell von der Universität im schweizerischen Bern. "Wir wollen aber
weitere Bilder dieser Region machen, um herauszufinden, ob Lawinen hier das
ganze Jahr über auftreten oder ob das Phänomene sind, die sich auf den frühen
Frühling beschränken."
Die Lawine bestand nach Ansicht der Forscher vermutlich zum größeren Teil aus
Eis. Ein Studium der Ablagerungen bei Überflügen in den kommenden Monaten wird
den Forschern aber noch nähere Informationen darüber liefern. "Wenn sich Blöcke
von Eis lösen und abrutschen erwarten wir, dass das Wasser in ihnen verdampft",
erklärt Russell. "Wir werden daher verfolgen, ob etwas von dem Geröll kleiner
wird. Wir können so einiges über einen Teil des Wasserkreislaufes auf dem Mars
lernen."
Die NASA hat gestern insgesamt rund 2.400 neue Aufnahmen der HiRISE-Kamera
veröffentlicht. Darunter auch ein eindrucksvolles Foto, das einen Blick vom
Mars auf das System aus Erde und Mond zeigt. Es ist heute als unser "Bild des Tages" zu
sehen.
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