Getrübter Blick auf Supernovae?
von Stefan Deiters astronews.com
3. März 2008
Ist der interstellare Raum voller winziger
Kohlenstoffhärchen, die das Licht entfernter Objekte dimmen? Diese Vermutung
haben jetzt zwei Forscher der Carnegie Institution of Science nach
Analyse von Meteoriten aufgestellt. Stimmt die These der Wissenschaftler, müsste
dies auch das Licht entfernter Supernova-Explosionen betreffen, durch dessen
Analyse man vor rund zehn Jahren die mysteriöse Dunkle Energie postuliert hat.
Hubbles Blick auf eine weit entfernte Supernova
(heller Punkt oben links).
Bild:
NASA, ESA und A. Riess (STScI) |
Supernova-Explosionen von Typ 1a gehören mit zu den hellsten Erscheinungen im
All und dienen Astronomen schon seit längerem als kosmischer Entfernungsmesser:
Da man überzeugt davon ist, die tatsächliche Helligkeit dieser
Sternenexplosionen relativ genau berechnen zu können, kann man aus ihrer
beobachteten Helligkeit direkt auf ihre Entfernung schließen: Je
leuchtschwächer, desto weiter entfernt.
Ende des vergangenen Jahrhunderts fiel einigen Astronomen aber auf, dass
manche Supernovae dunkler erschienen und damit weiter von uns entfernt waren, als
sie nach den gängigen Theorien über die Ausdehnung des Universums eigentlich
sein sollten. Dies führte zu der Vermutung, dass sich unser Universum
beschleunigt ausdehnt und damit zum Postulat einer Dunklen Energie, die für
diese beschleunigte Expansion verantwortlich ist.
In einer Ende vergangener Woche online in Science Express
veröffentlichten Arbeit mahnen Andrew Steele und Marc Fries vom
Geophysikalischen Institut der Carnegie Institution of Science aber nun
zur Vorsicht: Die beiden Forscher berichten von der Entdeckung einer neuen
ungewöhnlichen Form von Kohlenstoff, die sie bei der Analyse von Meteoriten
aufgespürt haben, die aus einer Zeit stammen, in der unser Sonnensystem gerade
im Entstehen war. Diese "Graphithaare" entstanden vermutlich in heißem
Kohlenstoff-reichen Gas.
"Als unsere Sonne sehr jung war, war der Sonnenwind außergewöhnlich stark",
erläutert Fries. "Dadurch könnten Graphithaare in Sonnennähe entstanden und ins
All hinaus geblasen worden sein. Ähnliches könnte auch um andere junge Sterne
passieren." Auch von Supernova-Explosionen könnten solche Graphithaare
produziert und ins All verteilt werden.
Ein feiner "Dunstschleier" aus Graphithaaren aber könnte die Ausbreitung des
Lichtes im All erheblich beeinflussen. Besonders betroffen wären vermutlich
Wellenlängen im nahen Infrarotbereich. Doch genau in diesem Wellenlängenbereich
war man zuerst darauf gestoßen, dass das Licht entfernter Supernova-Explosionen
schwächer ist als erwartet. Diese Verdunklung wurde schließlich durch die
beschleunigte Ausdehnung des Universums - bewirkt durch eine Dunkle Energie -
erklärt.
Es gab allerdings schon länger die alternative Vermutung, dass winzige
haarförmige Materialien im All für eine Verdunklung des Lichts entfernter
Objekte verantwortlich sein könnten - allerdings war es bisher nicht gelungen,
diese Graphithärchen auch im Weltall nachzuweisen. Das hat sich jetzt geändert
und die Wissenschaftler können ihre Eigenschaften daraufhin überprüfen, ob sie
die beobachtete Verdunkelung entfernter Objekte erklären können.
"Wenn die Graphithärchen im All das Licht von Supernova-Explosionen teilweise
absorbieren, könnte dies die Messungen der Expansionsrate des Universums
beeinflussen", erklärt Steele. "Wir sind nicht in der Lage abzuschätzen, welche
Auswirkungen die Härchen auf die Dunkle-Energie-Theorie haben, glauben aber,
dass es äußerst wichtig ist, die Eigenschaften dieser Form von Kohlenstoff genau
zu untersuchen, um ihren Einfluss auf Dunkle-Energie-Modelle zu verstehen."
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