Riesenmeteorit in der Antarktis entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
7. Februar 2008
Ein deutsches Forscherteam hat in der Antarktis einen 31
Kilogramm schweren Eisenmeteoriten entdeckt. Der Fund gelang am Rande des
Polarplateaus rund 250 Kilometer von der Küste entfernt in einer Höhe von 2.350
Metern. Auch 15 weitere kleinere Meteorite wurde gefunden, so dass die
Wissenschaftler von einer regelrechten Meteoritenfalle sprechen.

Einer der
Meteoriten, den das deutsche Forscherteam aus
der Antarktis mitgebracht hat.
Foto: BGR |
Die Antarktisexpedition QueenMET hatte als Ziel eine Region der
Antarktis im Queen Maud Land, die zuvor noch nie erkundet worden war. Südöstlich
des Wohlthat Massivs ragen hier nur wenige Bergspitzen aus dem antarktischen Eis
heraus. Hier finden sich sogenannte Blaueisfelder, die ihren Namen der Tatsache
verdanken, dass das Eis hier wegen seiner hohen Dichte bläulich schimmert.
Schon früher waren die Antarktisexpeditionen der Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bei ihren Erkundungen in der Antarktis auf
Meteoriten gestoßen. So hatten sie 1984 etwa nahe der Frontier Mountains in
Nord-Victoria-Land 42 Meteoriten gefunden. Später wurden unter dem Allan Hills
Eisfeld in Victoria Land eine der höchsten Meteoritenkonzentrationen in der
Antarktis nachgewiesen.
Solche sogenannten Meteoritenfallen entstehen in antarktischen Regionen, in
denen das Eis kalt genug ist, um ein Einsinken von Gesteinen zu verhindern.
Gleichzeitig muss es spezielle und konstante Eisbewegungen geben, durch die,
etwa beim Fließen des Eises über ein Hindernis, dichtes Eis aus der Tiefe an die
Oberfläche gelangt. So entstehen sogenannte Blaueisfelder. Fließt das Eis sehr
langsam und verdampft dadurch im antarktischen Sommer mehr Eis als nachfließen
kann, kommt es zu einer Art Senke im Eis, die Wissenschaftler sprechen von einer
Eisdepression. Hier können sich im Laufe von vielen Tausend Jahren Meteoriten
ansammeln.
Das Interesse der Forscher vom BGR gilt dabei nicht so sehr den Meteoriten an
sich: Sie benutzen die aufgespürten Meteoritenfallen um so etwas über die
Eisflüsse und damit über die Schwankungen des Eisstandes in Folge von
Klimaschwankungen zu erfahren. Wo sich viele Meteoriten finden, kann es in den
letzten Jahrzehntausenden zu nur relativ geringen Eisschwankungen gekommen sein.
Bei ihrer Suche half den Wissenschaftlern ein Modell, nach dem in bestimmten
Regionen der Antarktis beim regelmäßigen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten nur
geringste Eisschwankungen zu erwarten waren. Darauf basierend vermuteten sie auf
einem bestimmten Eisfeld im Queen Maud Land eine weitere Meteoritenfalle. Die
Expedition begann am 15. November 2007 mit dem Flug von Kapstadt zu einer
Landebahn in der Antarktis. Drei Tage später wurde das Team mit einem Flugzeug
des Alfred-Wegner-Instituts auf das Polarplateau geflogen.
Bereits am ersten Einsatztag wurde der erste Meteorit gefunden. Insgesamt
entdeckten die Wissenschaftler, außer dem 31 Kilogramm schweren Eisenmeteoriten,
noch 15 weitere Brocken mit einem Gesamtgewicht von 1,45 Kilogramm. Die
Rückreise trat die Gruppe am 22. Dezember an und erreichte am 6. Januar 2008
Kapstadt. Weitere Untersuchungen sollen nun klären, wie lange die Meteoriten
schon in der Antarktis liegen, um mit diesen Daten die Modelle der Forscher über
die Entwicklung des Eisstandes in der Antarktis zu verbessern.
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