Magellansche Wolken auf Kollisionskurs?
von Stefan Deiters astronews.com
5. Februar 2008
Australische Astronomen haben eventuell Hinweise auf das
Schicksal der Magellanschen Wolken gefunden: Die beiden Galaxien, die lange Zeit
als Begleiter der Milchstraße angesehen wurden, könnten in einiger Zeit mit der
Milchstraße verschmelzen. Entscheides Indiz ist eine fingerartige
Wasserstoffwolke, die von den Magellanschen Wolken ausgeht und direkt bis in die
Scheibe der Milchstraße reicht.
Künstlerische Darstellung der beiden
Magellanschen Wolken (links) mit den
fingerartigen Gasstrukturen und der Milchstraße
(rechts). Bild:
CSIRO / John Rowe Animations [Großansicht] |
"Wir sind ganz begeistert, weil wir genau bestimmen konnten, wo das Gas die
Scheibe der Milchstraße trifft", freut sich Dr. Naomi McClure-Griffiths von der
CSIRO Australia Telescope Facility und Leiterin des Forscherteams.
"Normalerweise ist es sehr schwer, Entfernungen für solche Gasstrukturen zu
bestimmen." Die fingerartige Struktur, die den Namen HVC306-2+230 trägt, trifft
die Scheibe unserer Milchstraße in rund 70.000 Lichtjahren Entfernung an einem
Punkt, den man am Himmel nahe des südlichen Sternbilds "Kreuz des Südens" sehen
würde.
Die Struktur aus Wasserstoff-Gas stammt von den Magellanschen Wolken, von
denen Astronomen bis zum letzten Jahr annahmen, dass sie als Satellitengalaxien
unsere Heimatgalaxie schon seit längerer Zeit umrunden und irgendwann einmal
gänzlich von ihr verschluckt werden. Im letzten Jahr zeigten allerdings neue
Beobachtungen, dass die Magellanschen Wolken deutlich schneller sind als bislang
angenommen und vielleicht deswegen lediglich an der Milchstraße vorüberfliegen
(astronews.com berichtete).
Die Erkenntnis, wo die Gasstruktur, die den Wolken quasi vorauseilt, die
Milchstraße trifft, könnte nach Ansicht der Astronomen ein Hinweis auf das den
Galaxien bevorstehende Schicksal sein. "Wir glauben, dass diese Gasstruktur
etwas mit den Gezeitenkräften zu tun hat, es sich also um Gas handelt, das von
der Anziehungskraft der Milchstraße aus den Magellanschen Wolken abgezogen
wird", erklärt McClure-Griffiths. "Dorthin wo das Gas geht, sollten auch die
Wolken folgen, zumindest ungefähr."
Allerdings gibt es eine Unsicherheit: Die Messungen der Astronomen mit den
Radioteleskopen in Parkes und Narrabri passen besser zu der Theorie, dass sich
die Magellanschen Wolken schon länger in einem Orbit um unsere Milchstraße
befinden. Aber auch das andere Modell, so McClure-Griffiths, würde immer noch
eine denkbare Möglichkeit darstellen. Allerdings würden die neuen Daten darauf
hindeuten, dass die beiden Galaxien wohl eher mit der Milchstraße verschmelzen
als nur an ihr vorbeifliegen werden.
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