Spitzer entdeckt stellares Wunderkind
von Stefan Deiters astronews.com
29. November 2007
Mit Hilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer
haben Astronomen einen erst eine Millionen Jahre alten Stern entdeckt, der trotz
seines geringen Alters schon von Planeten umkreist werden könnte. Der Stern ist
nämlich von einer dicken Gas- und Staubscheibe umgeben, die eine große
verräterische Lücke aufweist. Planeten könnten dafür die Ursache sein.
So stellt sich ein Künstler das Systems UX
Tau A vor.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
"Der Fund ist deswegen so faszinierend, weil wir hier eine Lücke in einer
Scheibe um einen sonnenähnlichen Stern sehen, die vielleicht durch Planeten
entstanden ist", erläutert Catherine Espaillat, die als Doktorandin an der
University of Michigan arbeitet. "Normalerweise sind Sterne in diesem Alter von
einer dicken Staubscheibe umgeben, die keinerlei Lücken aufweist." Bevor Espaillat und ihre Kollegen begannen mit dem Infrarot-Teleskop
Spitzer den Stern
UX Tau A zu beobachten, wussten sie bereits, dass es sich um einen
sonnenähnlichen Stern handelt, der sich im Zentrum einer dicken Staubscheibe
befindet. Mit dem Weltraumteleskop konnten sie nun Details der Staubscheibe
erkennen.
In solchen Staubscheiben um junge Sterne können nach Ansicht der
Astronomen Planeten entstehen. Staubkörner verklumpen hier nach und nach zu immer
größeren Brocken, aus denen denen irgendwann Protoplaneten werden können, die dann
weiter anwachsen. Auf die Staubscheibe wirken sie wie gigantische Staubsauger,
die sämtlichen Staub auf ihrer Bahn aufsammeln und somit für Lücken in der
Staubscheibe sorgen.
Um den rund 450 Lichtjahre entfernten Stern UX Tau A entdeckte Spitzer eine Lücke, die sich in einem Bereich von 0,2 bis
5,6 Astronomische Einheiten erstreckt. Eine Astronomische Einheit ist die
mittlere Entfernung der Erde von der Sonne. In unserem Sonnensystem würde die
Lücke damit in etwa von der Merkurbahn bis zur Bahn des Jupiter reichen. Genug
Raum also für einen oder mehrere Planeten.
Lücken in Staubscheiben sind nichts Besonderes und wurde schon früher von
Astronomen um junge Sterne aufgespürt und als mögliche Hinweise auf Planeten
gedeutet. Sie könnten aber auch, so gaben manche Forscher zu bedenken, durch
einen Prozess entstanden sein, den sie Photoevaporation nennen: Die Strahlung
des jungen Sterns heizt dabei das Gas und den Staub um den Stern auf und verdampft es.
Photoevaporation könnte also in der Tat Lücken in Staubscheiben erklären, die
sich vom Stern bis in eine gewisse Entfernung erstrecken. Damit würden diese
Lücken allerdings mehr Löchern in der Staubscheibe gleich. In unmittelbarer Nähe
des Sterns fände sich nur sehr wenig Staub. Bei UX
Tau A liegt der Fall aber anders: Hier findet sich noch eine dicke Scheibe aus
Staub in unmittelbarer Nähe des Sterns. Diese sollte nicht vorhanden sein, wenn
das Gas und der Staub einfach verdampft sind.
"Unsere Ergebnisse dürften die Ansichten der Astronomen über Planetenentstehung
sicherlich beeinflussen", ist sich Espaillat sicher. "Mit Spitzer konnten wir
nur die Lücke in der Staubscheibe erkennen, empfindlichere Teleskope könnten in
Zukunft vielleicht auch in der Lage sein, nach erdähnlichen Planeten um TX Tau A
zu suchen."
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