Der Kern von 17P/Holmes
von Stefan Deiters astronews.com
15. November 2007
ESA und NASA haben heute Aufnahmen des Kerns des Kometen
17P/Holmes veröffentlicht, die mit dem Weltraumteleskop Hubble gemacht wurden.
Der mysteriöse Schweifstern ist seit einem Ausbruch am 23. Oktober 2007 so hell,
dass er sogar mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Die Astronomen hoffen
durch die Hubble-Daten hinter das Geheimnis des Ausbruchs von
17P/Holmes zu kommen.

Hubbles Blick
auf den Kern des Kometen 17P/Holmes am 4.
November 2007 (rechts).
Links ein Bild des Kometen von der Erde aus.
Bild: NASA,ESA
und H. Weaver (The Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory) / A. Dyer, Alberta,
Canada [Großansicht]

Hubbles Aufnahmen des Kometenkerns vom 29. und 31.
Oktober sowie vom 4. November 2007.
Bild: NASA, ESA und H. Weaver (The Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory) [Großansicht]

Findkarte 17P/Holmes am 15. November, 22 Uhr
MEZ, Blick nach Osten.
Grafik: astronews.com / Homeplanet
[Großansicht] |
Am 23. Oktober 2007 erhöhte der eigentlich recht unspektakuläre
Komet 17P/Holmes seine Helligkeit innerhalb von nur wenigen Stunden um fast das
Ein-Millionen-fache und ist - zur Freude vieler Amateurastronomen - seitdem am
Himmel sogar mit bloßem Auge zu beobachten (astronews.com berichtete). Warum es zu diesem Ausbruch kam und
wie lange der Komet noch so hell bleiben wird, ist bislang nicht zu sagen.
Detaillierte Einblicke in die Geschehnisse auf 17P/Holmes erhofften sich die
Wissenschaftler daher von Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble,
die am 29. und 31. Oktober sowie am 4. November 2007 gemacht wurden.
Dank Hubbles Auflösungsvermögen sind auf den Bildern noch Details zu
erkennen, die nur 54 Kilometer groß sind. Die Aufnahmen bieten daher den bislang
besten Blick in jene Region, wo es zu dem spektakulären Ausbruch gekommen sein
muss. Die Hubble-Aufnahme vom 4. November wurde für die Veröffentlichung
speziell bearbeitet, um so die Unterschiede in der Staubverteilung rund um den
Kometenkern besser sichtbar zu machen.
Die Aufnahme macht deutlich, dass der Kometenkern auch zwölf Tage nach dem
spektakulären Ausbruch noch von hellem Staub umgeben ist. "Das meiste von dem,
was Hubble beobachtet, ist Sonnenlicht, das an den mikroskopisch kleinen
Staubteilchen gebrochen wird", erläutert Hal Weaver vom Applied Physics
Laboratory der amerikanischen Johns Hopkins University, der die
Hubble-Untersuchungen leitete. "Aber vielleicht können wir in unserer letzten
Aufnahme den tatsächlichen Kern herausarbeiten."
Hubble hatte den Kometen 17P/Holmes zum ersten Mal am 15. Juni 1999
anvisiert, als nahezu keinerlei Staub zu sehen war. Obwohl die Astronomen den Kern des
Kometen damals nicht erkennen konnten, haben sie aus der Helligkeit des Kometen
auf die Größe des Kerns geschlossen: Der Durchmesser dürfte danach etwa 3,4
Kilometer betragen haben. Mit den neuen Aufnahmen hoffen die Forscher nun erneut den
Durchmesser des Kerns bestimmen zu können und so zu ermitteln, wie viel von dem
Kometen während des Ausbruchs am 23. Oktober verloren gegangen ist.
Auch auf den Aufnahmen vom 29. und 31. Oktober sind einige interessante
Details, wie beispielsweise kleine Staubfontänen zu erkennen. Nicht zu sehen
sind allerdings größere Fragmente, wie sie Hubble beim Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann
3 im Frühjahr 2006 beobachten konnte (astronews.com berichtete). Nach der beobachteten
Helligkeitszunahme bei 73P/Schwassmann-Wachmann 3 waren von Hubble zahlreiche Mini-Kometen
entdeckt worden, die sich vom
Hauptkometen gelöst hatten.
Das scheint bei 17P/Holmes anders zu sein: Bodengestützte Aufnahmen zeigen
eine kreisförmige Wolke aus Staub, wobei der Kometenkern nicht genau im Zentrum
der Wolke liegt. Das deutet nach Ansicht der Wissenschaftler darauf hin, dass ein
großes Stück des Kometenkerns abgebrochen und zu Staub zerfallen ist, nachdem es
etwas vom Kometenkern weggewandert ist.
Mit einer Entfernung von 240 Millionen Kilometern von der Erde (also rund 1,6
Astronomischen Einheiten) ist es selbst für Hubble unmöglich,
angesichts der Staubmengen kleinere Fragmente bei 17P/Holmes auszumachen. 73P/Schwassmann-Wachmann
3 hingegen war 2006 nur 15 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
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