Ausgestorben durch Vulkanismus in Indien?
von Stefan Deiters astronews.com
1. November 2007
In nahezu jedem Schulbuch ist es nachzulesen: Schuld für das
Aussterben der Dinosaurier war der Einschlag eines Asteroiden im Golf von Mexiko
vor rund 65 Millionen Jahren. Doch längst nicht alle Wissenschaftler sind davon
überzeugt: Für die Paläontologin Gerta Keller von der Princeton University
etwa liegt die Ursache vielmehr in einer Phase gewaltiger Vulkanausbrüche im
westlichen Indien.
Die Dekkan-Trapps
in Indien.
Bild: The
Geological Society of America / Mike Widdowson |
Nach Ansicht der Wissenschaftler um Gerta Keller von der
amerikanischen Princeton University müssen die Vulkanausbrüche im
westlichen Indien inzwischen als Hauptverdächtige bei der Suche nach den
Schuldigen für das Aussterben der Dinosaurier gelten. Zur Erhärtung ihrer These
hatten sich die Forscher intensiv um eine bessere Datierung der Eruptionen
bemüht, die die sogenannten Dekkan-Trapps im westlichen Indien entstehen ließen.
Das Gebiet mit seinen über 2.000 Metern tiefen Basaltschichten gehört zu den
größten durch Vulkanismus geprägten Regionen der Erde.
"Es ist das erste Mal, dass wir die Hauptphase der Dekkan-Trapps mit dem
Massenaussterben in Verbindung bringen können", erläutert Keller. Aus dieser
Hauptphase würden etwa 80 Prozent der Lava stammen. Während dieser Zeit, so die Berechnungen
der Forscher, wurden etwa zehn Mal mehr klimaverändernde Gase frei als bei dem
fast gleichzeitig stattfindenden Einschlag des Asteroiden im Golf von Mexiko.
Wichtigstes Beweisstück für Keller sind Fossilien von winzigen
Meeresorganismen, von denen man weiß, dass sie sich unmittelbar nach dem
Massensterben entwickelt haben. Genau diese wurden von den Wissenschaftlern nun in der Nähe von Rajahmundry
rund 1.000 Kilometer vom Zentrum der Dekkan-Trapps entfernt zwischen Lavaschichten
entdeckt.
Bisherige Arbeiten hatten den Zeitpunkt der Dekkan-Trapps-Eruptionen nur
sehr ungenau auf die Zeit des damaligen Massensterbens festlegen können. Mit den
jetzigen Funden können Keller und ihre Kollegen nun sogar nachweisen, dass die
intensivste Phase der Ausbrüche genau zu dem Zeitpunkt endete, als die Nachwirkungen des
Massensterbens einsetzten.
"Unsere Ergebnisse stimmen hervorragend mit anderen Arbeiten überein, die
alle den Zeitpunkt der Dekkan-Eruptionen praktisch genau oder in große Nähe des
Massensterbens legen. Die Mengen an Kohlendioxid und Schwefeldioxid, die dabei
frei geworden sind, stellen die Folgen des Einschlags in Mexiko deutlich in den
Schatten", so Keller. "Als Ursache für das Massensterben vor 65 Millionen Jahren kommt nach
diesen Ergebnissen am ehesten der Dekkan-Vulkanismus in Frage."
Die Dekkan-Trapps-Theorie würde auch eine Antwort auf eine Frage liefern, die die
Anhänger der Einschlags-Theorie nicht wirklich beantworten können: Warum
dauerte es 300.000 Jahre bis sich das Leben im Meer von den damaligen
Ereignissen erholte? Die Antwort ist für Keller und ihre Kollegen klar: Das
liegt an weiteren späteren Ausbrüchen in den Dekkan-Trapps. "Der letzte Ausbruch
fand genau 280.000 Jahre nach dem Massensterben statt."
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