Auf der Suche nach Dunkelmaterie-Kandidaten
Redaktion /
Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
29. Oktober 2007
Im kommenden Jahr wird sich an der Universität Göttingen ein
neues Team von Nachwuchswissenschaftlern auf die Suche nach Kandidaten machen,
die die mysteriöse Dunkelmaterie erklären könnten. Das von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Emmy-Noether-Programm geförderte
Projekt ist Teil einer internationalen Kooperation.

Können kleinste Elementarteilchen erklären, was
den größten Teil der Masse des Universums
ausmacht?
Bild:
STScI / NASA |
Mit der Suche nach Kandidaten für Dunkle Materie befasst sich eine
neue Emmy-Noether-Forschergruppe, die mit Beginn des kommenden Jahres ihre
Arbeit am II. Physikalischen Institut der Universität Göttingen aufnehmen wird.
Unter der Leitung des Teilchenphysikers Dr. Carsten Hensel wird ein Team von
Nachwuchswissenschaftlern untersuchen, welche möglicherweise neuartigen
Elementarteilchen als Erklärung für die mysteriöse Dunkelmaterie in Frage
kommen, die den größten Teil der Materie des Universums ausmacht.
Im Mittelpunkt stehen dabei sogenannte supersymmetrische Teilchen, die nur in
der Theorie bekannt sind und bislang nicht nachgewiesen werden konnten. Die auf
fünf Jahre angelegten Arbeiten werden am Teilchenbeschleuniger Large Hadron
Collider (LHC) in Genf durchgeführt und sind Teil eines internationalen
Großforschungsprojekts. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt für die
Göttinger Nachwuchsgruppe über einen Zeitraum von fünf Jahren Fördermittel in
Höhe von 625.000 Euro zur Verfügung.
Mit der Dunklen Materie bezeichnet die Wissenschaft bestimmte Materieformen,
die über die Gravitationskraft beobachtbare Phänomene im Universum hervorrufen,
gleichzeitig aber nur schwach an anderen fundamentalen Wechselwirkungen der
Natur teilnehmen. Damit leuchten sie nicht oder können nicht auf andere Weise
sichtbar werden. Ziel zahlreicher Experimente in der Astrophysik und der
Teilchenphysik ist es, die der Dunklen Materie zugrundeliegenden
Elementarteilchen zu identifizieren. In der Diskussion sind dabei sogenannte
supersymmetrische Teilchen, die nur paarweise entstehen.
Mit dieser Supersymmetrie (SUSY) wird das Teilchenspektrum verdoppelt. "Es
handelt sich hier jedoch um eine hypothetische Erweiterung des bisher bekannten
Standardmodells der Elementarteilchenphysik. Ob diese neue Symmetrie in der
Natur tatsächlich existiert, ist bislang unklar und soll in der Forschergruppe
von Carsten Hensel untersucht werden", erläutert der Göttinger Teilchenphysiker
Prof. Dr. Arnulf Quadt. Die Forschungsarbeiten sind Teil des internationalen
ATLAS-Experiments, mit dem hoch energiereiche Teilchenkollisionen am LHC
untersucht werden sollen.
Hensel hat bislang an mehreren internationalen Instituten und
Laboratorien geforscht. Neben der Suche nach supersymmetrischen Teilchen
entwickelt der Wissenschaftler Detektoren und anderen Instrumente für die
Durchführung moderner Teilchenphysikexperimente. Die jetzt bewilligte
DFG-Förderung ist Teil eines Exzellenzprogramms für Nachwuchswissenschaftler. Es
ist benannt nach der Mathematikerin Emmy Noether (1882 bis 1935), die als erste
Frau 1919 an der Universität Göttingen habilitierte.
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